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Robert NabenhauerAls Kind wollte ich immer wissen ´Wer ist hier der Chef?´ Sei es im Restaurant oder in der Firma oder auch auf dem Sportplatz. Zu Hause wusste ich ja, wer der Chef war. Das war mein Vater. Er war sehr streng und führte ein rigides Regime. Gerade deshalb hat es mich immer fasziniert, das Menschen die Verantwortung haben, eine Führungsaufgabe haben. Sie gaben den Puls vor und Andere folgten. Mir war schon früh klar, ich würde ein “Chef” sein und nicht einfach nur folgen. Vor allen Dingen, weil diese Menschen auch Einfluss hatten. Für mich war also immer wichtig, wer ist hier der Chef und später, als ich größer wurde, sollte ich die Bedingungen schaffen, auch eine Führungsposition einzunehmen. Mir war noch nicht klar, was mein Berufsfeld sein würde, aber ich wollte Chef werden. Vielleicht auch geprägt von meiner Herkunftsfamilie, die schon viele Jahrzehnte Unternehmer sind.

Als Jugendlicher war eines meiner Hobbies der Fußball. Meine Vorbilder als Verteidiger waren Jürgen Kohler und Lothar Matthäus, die besonders prägnant ihre Führungsrolle auf dem Feld ausübten. Speziell im Zweikampf, also in der Manndeckung waren diese beiden Spieler als Vorbilder sehr hilfreich für mich. Dieser varonile Kampf “Mann gegen Mann” wurde zum Symbol für den alltäglichen Kampf um Machtpositionen, ob nun im Arbeitsleben, im Hobby oder in der Familie. Der Zweikampf wurde also eine meiner Stärken als Jugendlicher im Freizeit-Fußball. Ich würde nicht sagen, dass ich ein unfairer Spieler war, aber ich wollte schon um jeden Preis gewinnen. Und ich wollte um jeden Preis auch als Zweikampf-Sieger vom Platz gehen, musste also meinen direkten Gegenspieler so oft als möglich besiegen, damit meine Mannschaft gewinnen konnte. Mit Sicherheit war ich kein filigraner Fußballspieler, aber meine Aufgabe war immens wichtig für die Mannschaft und den Sieg. Es braucht Spieler auf dem Platz, die nicht aufgeben und egal wie viele Angriffe der Gegner auch auffährt, in der Verteidigung ihren Mann stehen und über die Länge des Spiels dagegenhalten können. Und das sind Signale, die wir als Team gesetzt haben. Wir haben damals als Fußballmannschaft alles gewonnen, was es irgendwie zu gewinnen gab und verschiedene Trophäen und Auszeichnungen bekommen. Jeder kannte seine Rolle und das war sehr prägend für mich. Wenn jeder seinen Platz und seine Aufgabe kennt und diese mit voller Leidenschaft in den Dienst des Kollektivs stellt, ist der Erfolg sehr viel wahrscheinlicher. Auch die Führung dieses Teams war ein wichtiger Bestandteil des Erfolges. Die Trainer, die Kapitäne und die jeweiligen Führungsspieler gaben den Takt vor. Fürs Toreschießen war ich nicht zuständig, sondern fürs Verteidigen. Jeder hatte seine Aufgaben, je nach seinen individuellen Fähigkeiten. Einige waren eben schneller als Andere, also spielten sie eher im Angriff. Ein Verteidiger musste nicht sonderlich schnell sein, auch technisch nicht besonders gut. Ein Verteidiger musste körperlich stark sein, Positionen gut halten können, taktisch intelligent agieren und möglichst groß gewachsen sein, um die Lufthoheit bei langen Bällen zu sichern. All das waren meine Fähigkeiten, bzw. meine physischen Voraussetzungen, weshalb ich ein relativ guter Verteidiger wurde. Um es anders auszudrücken: Viel Zeit auf der Ersatzbank habe ich nicht verbracht.

Als Jugendlicher war mein Berufswunsch Frauenarzt zu werden. Das war bei den 15 anderen Jungs in meiner Klasse auch nicht anders. Zwei Jahre später veränderten sich diese Wünsche, wahrscheinlich der Unreife geschuldet. Aber ich wollte schon früh etwas im kaufmännischen Bereich machen.

Das Thema Internet, Computer und diese technologischen Dinge haben mich fasziniert. Das Internet war damals noch gar nicht so entwickelt.

Aber mich haben sie interessiert und natürlich der Verkauf. Verkauf bedeutet Marketing, Werbung, Verhandeln mit potentiellen Kunden, etc. Genau das hat mich auf einer tieferen Ebene angesprochen. Und wenn ich mal zurückdenke, als ich so 10 Jahre alt war, habe ich Monopoly gespielt, wie viele andere Menschen auch. Aber ich habe es alleine gespielt. Also nicht als Gesellschaftsspiel, sondern alleine. Und ich habe mir dann gedacht, es wäre doch eine gute Idee, die Bank zu kaufen. Also als Zehnjähriger habe ich mir gedacht, ich kaufe die Bank. Mein Gedanke war einfach, wenn ich die Bank kaufe, kann ich niemals verlieren, weil die Anderen ja immer einzahlen müssen. Und so habe ich im Monopoly die Bank gekauft. Ein verrückter Gedanke, aber irgendwie auch logisch. Die Bank verliert nie, wie im Kasino. Ich bermerke das nur, damit ein bisschen klar wird, wie schon damals meine Denkweise war und wie mich das somit geprägt hat. Es war schon immer mein Bestreben, das Optimale zu erreichen, Vorteile zu erzielen, aber im Bereich des Möglichen und durchaus auch legalen, wenn vielleicht auch manchmal in einem grenzwertigen Bereich. Aber für mich war es wichtig, immer das Maximale zu erzielen. Stupide und sich wiederholende Arbeiten haben mich schon immer gelangweilt. Deshalb habe ich damals, als ich im Außendienst-Verkauf tätig war, dann auch nach Automatisierungsmöglichkeiten für meine Arbeit gesucht. Also wieder der Drang bestimmte Prozesse oder Arbeitsabläufe effizienter, automatisierter zu gestalten, um Arbeitsaufwand zu sparen und individuelles Potenzial gewinnbringender einzusetzen. Menschen sind nicht für stupide Arbeiten gedacht. Sie sollten im kreativen Bereich eingesetzt werden, wo sie alltägliche Probleme für die gesamte Menschheit lösen können. Die meisten physisch geprägten Tätigkeiten können heutzutage von Maschinen, bzw. Robotern viel besser erledigt werden. Diese brauchen keinen Schlaf, keine Pausen, werden nicht krank und streiken auch nicht für bessere Arbeitsbedingungen. Auf der Informations-Ebene sorgen heute sehr komplizierte Programme, Algorythmen und Künstliche Intelligenz für eine wesentlich höhere Produktivität, als sie vielleicht vor 10 Jahren noch undenkbar war. Selbst Frauenärzte sind effizienter geworden. Ihre Gerätschaften sind moderner, ihre Administration ist automatisierter, selbst ihr Marketing ist professioneller und integrierter im täglichen Geschäftsablauf. Während der Aufwand für Terminvergabe und dessen Realisierung früher vielleicht eine Stunde betrug, ist dieser Zeitaufwand, dank des technologischen Fortschritts, heute nur noch ein Bruchteil. Diese Entwicklung ist in allen erdenkbaren Geschäftsfeldern zu beobachten und mein Engagement liegt genau in diesem Bereich. Wie kann eine Firma, ein Unternehmen Ihr Produkt oder ihre Dienstleistung wesentlich effizienter produzieren und dann auch vermarkten und somit verkaufen?

Während meiner Ausbildung zum Außenhandelskaufmann, war mir noch nicht richtig klar, in welche Richtung mein weiteres Werden sich entwickelt. Eigentlich wusste ich nur, dass ich im kaufmännischen Bereich tätig sein wollte und mehr zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Mein eigentlicher Berufswunsch war Betriebswirt für Marketing, aber aus familiären Gründen konnte ich damals nicht studieren und habe dann eine Ausbildung angefangen. Mit etwas Glück fand ich eine sehr gute Ausbildungsstätte, bei der man mir sehr viel zutraute. Von Anfang an bekam ich verantwortungsreiche Aufgaben, denen ich zumeist auch gerecht wurde. Mit jedem erfolgreichen Projekt wuchs mein Ergeiz es immer noch besser zu machen, die vorgegebenen Ziele zu übertreffen und vor allem die etablierten Methoden zur Umsetzung neu zu erfinden. Mir wurde schnell klar, wenn ich als Azubi gute Leistungen bringe, werde ich auch bessere Aufgaben und noch mehr Verantwortung bekommen. Wenn also ein Azubi zum Kaffee holen geschickt wurde, dann war das nicht ich. Mir wurden wertvollere Aufgaben zugeteilt. Diese Azubis, die also ständig Kaffee holen gegangen sind, waren simple Befehlsempfänger. Diese Eigenschaft oder auch der Charakter liegt wohl sehr tief in jedem verankert und wird durch das gesamte Leben hindurch weiter ausgeprägt, Ängste werden bedient und bestimmte Rollen immer wiederholt. Entweder bist Du eine Ameise oder ein General. Natürlich gibt es dazwischen viele Abstufungen. Dennoch würde eine Vereinfachung darauf hinaus laufen. Es scheint eine Gabe zu sein, also nicht etwas das man erlernen kann. Man hat sie oder man hat sie eben nicht. Vielleicht zu einem bestimmten Grad kann man Führungseigenschaften erlernen, aber der Instinkt ein “Anführer”, ein “Chef” zu sein, liegt wohl eher in der DNS der Menschen, oder eben nicht. Wie schon zuvor ausgeführt, war mir schon sehr früh bewußt, dass ich genau das bin: ein Anführer, ein Veränderer. Jemand der stetig versucht, etwas zu verbessern, etwas immer noch effizienter zu machen, eine Lösung für jedes erdenkliche Problem zu finden, kurz: das Leben der Menschen generell zu meliorisieren. Das ist mein Streben. Das ist es was mich antreibt, was mich jeden Morgen voller Elan aufstehen lässt, was mir aber auch so manch schlaflose Nacht einbringt. Ein unermüdliches Verlangen, die gegeben Dinge des Alltags nicht einfach hinzunehmen, wie es die meisten Menschen leider tun, sondern diese zu verändern, im vernünftigen Sinne der lösungsorientierten Effizienz. Aber was ist Effizienz eigentlich? Arbeitsweisen, Prozesse, sowie Denkweisen stetig zu optimieren, sodass Diese dann schneller, qualitativ besser, mit weniger Kosten und weniger Aufwand erbracht werden. Dazu müssen Anreize geschaffen werden, die das Innovationspotential aller Implizierten vollständig ausnutzen und dann auch in der Lage sind, die gewonnen Erkenntnisse in die Tat umzusetzen.

Im ersten Lehrjahr habe ich damals sogar teilweise den Lagerleiter der Ausbildungsabteilung vertreten, wenn er krank war. Im ersten Lehrjahr! Das heißt, ich hatte enormes Glück, dass die Ausbildungsleiter schon sehr früh mein Potential erkannten und mich dementsprechend förderten. Für diese Verantwortungsübernahme bekam ich dann auch eine Vergütungsprämie, genehmigt durch den Geschäftsführer des Unternehmens höchstpersönlich. Es fiel mir auch nicht wirklich schwer, diese Verantwortung zu übernehmen, da ich dieses Talent mitbrachte. Meine Ausbilder waren gute Menschen und außerdem sehr gut in dem was sie taten, also hatte ich gute Vorbilder. Die daraus entstandene Lektion war: Wenn ich zur Verfügung stehe, meine Leistungen nicht nur erbringe, sondern stetig übertreffe und somit selbst zu einem Vorbild werde, werden diese Leistungen auch entsprechend entlohnt. Außerdem wurde es gesehen, ich wurde gesehen, mein Talent, meine Führungspersönlichkeit wurde gesehen und honoriert, also wertgeschätzt. Und so kam es dann endlich, dass ich in meiner Ausbildung dann zu einer Zweigniederlassung ins Allgäu geschickt wurde und dann dort eine kurze Probezeit absolvierte. Als dann eine Stelle frei wurde, wollte mich der Niederlassungsleiter direkt bei sich anstellen. Er bot mir eine feste Anstellung, mit einem vernünftigen Gehalt. Aber viel wichtiger, er bot mir eine Karrierezukunft, finanzielle Sicherheit, Platz zu wachsen und sein Vertrauen in meine Fähigkeiten an. Dieses Vertrauen sollte ich ihm zeitnah zurückzahlen, denn er gab mir sehr schnell die Führungsaufgaben, die meinen Fähigkeiten und meinem Ehrgeiz entsprachen. Und so kam es also, dass ich als junger Mann ins Allgäu kam und meine ersten Karrieresprünge versuchte, beziehungsweise eine grundlegende Ausbildung als spätere Führungskraft durchlief. Diese Chance war sowohl dem Glück, als auch meinem Fleiß geschuldet. Darauf hatte ich ja während der Ausbildung hingearbeitet. Mein Engagement wurde somit relativ schnell belohnt und ich fühlte mich in dem bestätigt, was ich tat und wie ich es umsetzte. Natürlich gab es Neid von Kollegen, die bereits länger in der Firma waren und sich nun weiter hinten in der Reihe anstellen mussten. Auch damit musste ich lernen umzugehen. Empathie ist ein Schlüssel dafür. Ich versuchte mich in diese Kollegen hinein zu versetzen und in den verschiedenen Situationen ihre Sichtweise zu verstehen, zu reflektieren und meine Anteilnahme, beziehungsweise mein Verständnis zu vermitteln. Das verstand ich, war die Aufgabe einer Führungspersönlichkeit generell. Die Ängste, Sorgen und Dynamiken seiner Mitarbeiter zu verstehen, Diese mitfühlend zu begleiten, zu entkräften und immer zur Seite zu stehen, wenn man gebraucht wird. Sowohl im Arbeitsalltag, als auch im persönlichen Umgang. Der Spagat zwischen dem professionellen Umgang als Führungsperson und dem persönlichen Umgang als Kollege fiel mir dabei nicht immer einfach, aber wie sich später herausstellen sollte war es ein Lernprozess, der (wie so viele Andere) unabdingbar und sehr wertvoll für mich war.

Schon als 19-Jähriger habe ich also damals Flüssiggas-Transporte als Disponent koordiniert und das ist eine immense Verantwortung, weil dies ein Gefahrgut ist. Die Fahrer waren meist zwischen 50 und 60 Jahre alt. Diesen musste ich jeweils die Touren vorgeben. Das war schon eine große Verantwortung und öfters auch eine gewisse Herausforderung. Da die Fahrer aber schnell merkten, das ich weiß was ich tue, wurde das gegenseitige Vertrauen mit der Zeit zu einer effizienten Arbeitsbasis. Kurze Zeit später würden schon immer kürzere Sätze ausreichen, um meine Anweisungen verständlich zu machen. Selbst Gesten oder Mimik sollten manchmal genug sein. Wie es der Zufall manchmal so will, wurde eine in der Nachbarschaft ansässige Verpackungsfirma auf mich aufmerksam. Just zu diesem Zeitpunkt hatten sie wohl jemanden mit meinem Profil gesucht. Es dauerte keine zwei Wochen und das gemachte Angebot war zu verlockend für mich, um es auszuschlagen. So wechselte ich also die Firma. Der Anfahrtsweg war derselbe, da diese Verpackungsfirma sehr nah an meiner alten Beschäftigungsstelle lag. Dort begann ich zunächst als Verkaufsangestellter im Innendienst. Dieses neue Beschäftigungsfeld war zwar zunächst bereichernd und ich lernte mich auch schnell ein, aber es wurde mir bereits nach wenigen Wochen zu langweilig. Diese immer wiederkehrenden Arbeitsschritte sollten eine lebenslange Antagonie von mir werden, der ich zudann aus dem Weg zu gehen versuchte. So ging ich dann zu meinem Vorgesetzten und klagte ihm mein Leid. Nun war es auch so, dass ich das mir gesetzte Arbeitspensum in nur wenigen Stunden schaffte und den Rest der Zeit Däumchen drehte. Diese verschwendete Arbeits- und Lebenszeit konnte und wollte ich so nicht hinnehmen. Deshalb verlangte ich nach anderen Aufgaben, die nicht nur meinen 8- Stunden-Tag füllen würden, sondern auch meinem Potential und meinen Fähigkeiten angemessen wären. Er war natürlich sehr überrascht und erstmal perplex. Ich wollte Herausforderungen, Aufgaben mit mehr Verantwortung, die Möglichkeit kreativ tätig zu werden, die Firma in irgendeiner Weise zu unterstützen, die zukunftsweisend wäre. Auch dem Gruppenleiter gegenüber erwähnte ich meine Ambitionen. Wie sich bald herausstellte, hatte ich mir Gehör verschafft. Nach und nach wurden mir neue Aufgaben übertragen. Teils waren diese Aufgaben welche, die keiner haben wollte, aber auch neue interessante Herausforderung, bei denen sehr viel Genauigkeit benötigt wurde. Eines meiner Talente oder auch als Fluch anzusehen, ist der Perfektionalismus. Mein Verlangen alles immer perfekt auszuführen kann Andere in den Wahnsinn treiben, dem einen oder anderen Arbeitgeber aber auch sehr gefallen. In diesem Fall wurde viel Genauigkeit benötigt und somit war ich der perfekte Adressat für diese Aufgaben. Als ich auch diese Aufgaben zur Zufriedenheit meiner Vorgesetzten zu erfüllen wusste, wurde ich zuerst zum Assistenten des Key Accounts und wenig später sogar zum Assistenten der Geschäftsführung. Mit der Zeit stellte ich dann fest, das der Geschäftsführer mich und meine Leistung beobachtete. Kurz darauf wechselte dieser Geschäftsführer zur Konkurrenz und ich bekam einen Anruf der Personalabteilung dieses Unternehmens, die mir einen Wechsel und ein deutlich höheres Gehalt anboten, wenn ich ebenso wechseln würde. Das tat ich dann auch. Diese Firma war wesentlich größer, hatte eine bessere Reputation und auf mich wartete ein verantwortungsvollerer Aufgabenbereich. So wurde ich also zum ersten Mal in meinem Leben abgeworben, was mir natürlich schmeichelte. Dort hatte ich nun plötzlich das größte Verkaufsgebiet der Firma in meiner Verantwortung als Innendienstler, was mir schon sehr gelegen kam, da ich bereits einige Direktkunden mitbrachte. Das heißt ich konnte gewisse Regionen, beziehungsweise Länder direkt vom Büro aus betreuen, wo es keinen Außendienst gab und das hatte zur Folge, dass ich also auch schon direkt Verkaufserfahrungen sammeln konnte. Das Spannende bei der Geschichte war, dass diese Regionen das vorher nicht so gewohnt waren, dass da jemand so aktiv ist. Und tatsächlich sind damals dann einige Dankesschreiben an die Firma gesandt worden, in denen meine Person erwähnt wurde. Es wurde gefragt, wer denn dieser junge Verkaufsmitarbeiter sei. Das war also der Beginn meiner Verkaufskarriere. Hier bemerkte ich schnell, dass ich recht gut auf Menschen eingehen und verkaufen konnte. Beim Verkaufen sollte meine Gabe der Empathie zum Tragen kommen, da man sich in jeden Kunden einzeln hinein versetzen muss. Bevor man zum eigentlichen Verkaufsgespräch kommt, sollte man zuerst eine persönlich Gesprächsbasis herstellen, gewillt sein das Gegenüber kennenzulernen und dessen Bedürfnisse und Beweggründe zu eruieren. Dazu bewegt man sich ständig auf einem schmalen Grad zwischen dem professionellen Verkäufer, der natürlich einen Vertragsabschluss sucht, und dem Menschen, dem ein anderer Mensch am Telefon gegenüber sitzt, der eben seine Gründe hat, etwas zu tun oder nicht zu tun. Diesen Spagat in Harmonie zu bringen ist das goldene Geheimnis eines guten Verkäufers und wer dies nicht kann, wird nie ein guter Verkäufer werden. Nun rief mich dann auch der Geschäftsführer meines vorherigen Unternehmens wieder an und wollte mich zurück. Somit wurde ich von meinem Erfolg im neuen Unternehmen zufrieden gestellt, wurde aber gleichzeitig von meinem alten Unternehmen umgarnt, es mir doch zu überlegen zurück zu kommen. All dies geschah erst 6 Wochen nach meinem Wechsel. Die Entscheidung war ziemlich einfach für mich. Das Aufgabengebiet in der alten Firma lockte mich überhaupt nicht, das Gehalt schon garnicht. Somit lehnte ich erstmal dankend ab. Durch den Wechsel hatte ich die erhoffte Weiterentwicklung und den Karrieresprung geschafft. Ich war sehr zufrieden dort. Weitere drei Monate später erhielt ich erneut einen Anruf des Geschäftsführers der alten Firma und er versprach ein sehr gutes Angebot für mich zu haben. Damals war ich erst gerade Anfang zwanzig. Während also meine Peers die ganze Woche Mädels hinterherstellten, Fußball spielten, in Diskotheken gingen und alle möglichen Drogen ausprobierten, hatte ich schon mehrere wertvolle Sprünge auf der Karriereleiter gemacht. Es machte mir nichts aus, dies alles zu verpassen. Es war eben nicht meine Welt. Dieses infantile Gehabe des Stärkeren, des Weiberheldes, des besten Fußballers, etc. war nicht mein Ding.

 

Schon als Kind vermochte ich mich besser mit Erwachsenen zu unterhalten, als mit meinen Altersgenossen. Einerseits waren mir die Themen zu langweilig und belanglos, andererseits lenkte mich der Drang des Lernwillens zu den Älteren. Was sollte ich schon aus einem Gespräch einer Gruppe Zehnjähriger lernen? Lieber philosophierte ich mit einem Jugendlichen oder Erwachsenen über den Sinn des Lebens, die Funktionalität von Maschinen, oder Ähnliches. Das Angebot meiner alten Firma war also Verkaufsleiter für den Südwesten Deutschlands zu werden. Zusätzlich würde ich ein Firmenfahrzeug (einen BMW) und ein Handy bekommen. Für die damalige Zeit war solch ein Fahrzeug noch ein Statussymbol und vor allem für einen knapp 20- jährigen. Auch das attraktive Festgehalt und die üppige Provision für entsprechende Verkaufsobjektive sollten mir den erneuten Wechsel schmackhaft machen. Ich war hin und weg von diesem hervorragenden Angebot. Wenn Verkaufsgebiete besetzt sind, dann ist es generell nicht einfach diese zu ergattern. So viele Jobs in diesem Bereich gab es auch nicht. Und schon garnicht mit all diesen Extras. Es war ein wirklich herausragendes Angebot und es wäre dumm gewesen dieses Angebot abzulehnen. Dennoch habe ich es abgelehnt. Ich fühlte mich einfach noch nicht bereit, noch nicht reif genug für diese Herausforderung. Es kam auch alles viel zu schnell. Mein Gefühl sagte mir, noch etwas abzuwarten, in der jetzigen Firma noch einige Erfolge zu feiern, mehr Erfahrungen zu sammeln und auch als Person noch etwas mehr zu reifen. Mein fachliches Know-How in der Branche war noch nicht genügend ausgereift. Ich brauchte noch etwas Zeit, bevor ich dann eventuell in den Außendienst gehen würde, wo die Provisionen natürlich noch attraktiver waren. Ein neues Gebiet zu übernehmen, setzt zudem auch ein gewisses Fachwissen voraus, da man die Kultur verstehen und die Geografie perfekt beherrschen muss. Mir war auch klar: Wenn ich so gut bin, solch ein Angebot mit Anfang zwanzig zu bekommen, dann würde ich dies sicher auch nochmal bekommen. Am anderen Ende der Leitung konnte man die angespannte Athmosphäre und die Ungläubigkeit geradezu spüren. Er konnte es nicht fassen, dass ich dieses unglaubliche Angebot tatsächlich abgelehnt hatte. Damit hatte er nicht gerechnet. Im Gegenteil: Er war sich seiner Sache sehr sicher und dachte er hätte mich in der Tasche. Seine Argumente waren überzeugend, aber ich ließ mich in diesem Fall von meinem Gefühl leiten. Und dieses sagte mir: ich bin noch nicht bereit für diesen Sprung. Auch ich selbst war von mir überrascht, solch klare Worte gefunden zu haben und war mir sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Es kam, wie es kommen musste. Einige Monate später riefen sie mich wieder an. Die selbe Frage: Ob ich nun bereit wäre. Diesmal sagte ich zu, denn in dieser Zeit war viel passiert. Meine Erfahrungen in der anderen Firma hatten mich reifer werden lassen und mir viele Einblicke in die Verkaufsbranche generell gegeben. Diese Zeit hatte ich gebraucht, um mich auch mental auf eine lange Karriere im Verkauf einzustellen. Ich feierte dort viele Erfolge, Verkäufe die so nicht einfach waren und wohl von vielen Anderen so nicht umgesetzt worden wären. Doch nun war ich wieder einmal bereit für einen Wechsel, denn es wurde wieder “langweilig”. Es hatte auch das Nachdenken über meine Zukunftsaussichten eingesetzt und mir wurden von außerhalb viele interessante Anregungen gegeben. Freunde hatten mir zugeraten, das Angebot anzunehmen, falls ich wieder kontaktiert würde. Die andere Firma war natürlich nicht begeistert, mich schon wieder gehen zu lassen. Dessen Reaktion war alles andere als nett. Sie meinten, ich würde es sowieso nie schaffen, da ich viel zu jung wäre, wenig bis keine Erfahrungen hätte und so weiter. Diese Reaktion auf meinen Wunsch die Firma zu verlassen, bestärkte mich umso mehr, auch diesmal die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Somit ging ich also kurz darauf wieder zurück zu meiner alten Firma und wurde der jüngste Verkäufer im Außendienst in der gesamten Verpackungsbranche. Vom Außendienst hatte ich natürlich wenig Ahnung, aber ich lernte ja schnell. Welche Herausforderung man mir auch gab, ich lernte mich schon immer sehr schnell ein und wurde dann auch schnell besser als meine Kollegen. Mir wurde das Prospektmaterial gegeben und ich fing an, mich einzuarbeiten, also die Argumente und Hintergrundinfos zu studieren. Außerdem brauchte ich eine Verkaufspreisliste und KundenKontaktdaten, die ich dann jeweils anrufen und besuchen würde. Innerhalb einer Woche hatte ich mich durch das gesamte Material gearbeitet und war somit bereit, raus zu gehen und potentielle Kunden zu treffen und von unseren Angeboten zu überzeugen. Die Provisionen waren sehr attraktiv. Somit war meine Motivation groß. Navigationssysteme für Autos gab es damals noch nicht, also habe ich mich mit Kartenmaterial eingedeckt und los ging es. Außerdem wurde ich noch von einem sehr erfahrenen Kollegen eingearbeitet. Dieser war in einer anderen Region tätig, konnte mir aber dennoch auch wertvolle Tips für meine Region geben. Zwei Nachmittage fuhr ich also mit ihm herum und lernte seinen täglichen Arbeitsablauf und seine Methoden mit den Kunden umzugehen. Mehr Einarbeitung gab es nicht, also fing ich an bei einigen potentiellen Kunden anzurufen. Einmal rief ich bei Kaufland an und versuchte sie als Großkunden zu gewinnen. Der Einkäufer am anderen Ende der Leitung fragte mich nach meinen Referenzen. Frech gab ich zu, ich hätte keine, aber er (also Kaufland) dann hoffentlich bald. Dieser Anruf sollte einer meiner ersten und auch größten Erfolge auf meinem neuen Arbeitsgebiet werden. Der Einkäufer war natürlich erstmal perplex, da mein Kommentar ihn völlig sprachlos ließ. Einige Sekunden vergingen, bis er seine Fassung wieder errang und mir antwortete. Er würde unser Angebot mit den Vorgesetzten checken und dann auf mich zurück kommen. Natürlich wartete ich nicht, bis er mich wieder anrief, sondern kontaktierte ihn eine Woche später schon wieder. Im Endeffekt habe ich dann zwar fünf Jahre gebraucht, aber hatte dann einen enormen Großkunden für meine Firma gewonnen, die einen unvergleichbaren Jahresumsatz bringen würde.

Mit der Zeit stellte ich fest, dass wenn ich mich nur genügend bewege, stetig aktiv und erreichbar wäre, würden die Kunden nur so durch die Tür strömen. Umso mehr Termine ich machen würde, umso mehr Telefonate ich führen würde, umso erfolgreicher wäre ich. Dies setzte ich dann also um. Dazu legte ich meine Fahrzeiten auf den Morgen oder den späten Abend, um zu den normalen Bürozeiten erreichbar zu sein und nicht auf der Autobahn, beziehungsweise bei den Kunden vor Ort, zu deren Arbeitszeiten. Richtige zeitliche Organisation ist für einen Außendienstler eines der wichtigsten Elemente. Die Kunden müssen Vertrauen gewinnen, einerseits durch professionelles Auftreten vor Ort, andererseits aber auch durch die ständige Erreichbarkeit und die Erfüllung aller verhandelten Wünsche, pünktlich und unkompliziert. Abends im Hotel schrieb ich die neuen Angebote. Diese wurden dann vom Hotel per Fax versandt. Internet und E-mails gab es noch nicht, somit war viel Handarbeit gefragt. Dennoch musste alles schnell gehen und die Kommunikation zu jedem Zeitpunkt aufrecht erhalten werden. Die Zentrale musste immer wissen, wo ich bin, was ich tue und welche Kunden ich gerade besuche. Die Kunden hatten berechtigte Fragen, erwarteten ihre Angebote und Termine mussten ausgehandelt werden. Dies alles funktionierte damals also eher per Festnetz und Fax. Als wäre es gestern gewesen, erinnere ich mich an meine ersten Versuche E-mail zu benutzen. Eine dieser ersten wichtigen E-mails war an die Firma Unilever, von meinem Planet-Interkom E-mail-Konto, meiner ersten privaten E-mail-Adresse. Die Antwort kam dann auf dem Postweg, also nicht per E-mail. Ich war meiner Zeit also auch in diesem Aspekt voraus, denn eine Firma wie Unilever nutzte anscheinend E-mail noch nicht. So funktionierte also damals der Verkauf. Es war einfacher und direkter in einigen Aspekten. Andererseits war es aufwendiger und langsamer als heute.

Die Kommunikation per Fax war naturgemäß schleppender, weil erst Papier benötigt wurde, bevor jemand etwas lesen oder antworten konnte. Dieses musste erst eingescannt und später dann am anderen Ende wieder ausgedruckt werden. Sehr ineffizient aus heutiger Sicht. So gesehen sind die technologischen Fortschritte durchaus vorteilhaft. Es gibt aber auch Nachteile. Ein beunruhigender Nachteil ist zum Beispiel die fehlende Nähe zum anderen Menschen, dem Klienten. Das persönliche Gespräch, die Mimik und Gestik, der Ton der Stimme, etc. fehlt bei telematischen Kommunikationen. Zudem werden Details und persönliche Notationen dabei vernachlässigt. Eine E-mail ziehlt nur auf Informationsgabe und den Abschluss des angebotenen Vertrages ab. Dieses neue Zeitalter der technologischen Kommunikation kam also genau zum eventuell richtigen Zeitpunkt meines Karrieresprungs in meiner alten Firma. Den benötigten Aufwand mit dem zu erzielenden Nutzen in Relation zu setzen war eines meiner wichtigsten Ziele im Verkauf. Deshalb konzentrierte ich mich mehr auf Großkunden, als auf Kleinkunden. Ein Großkunde erbrachte den Umsatz, zumindest potentiell, von circa 500 Kleinkunden. Dementsprechend galt mein Interesse den größeren Firmen zuerst. Dies wäre auch wesentlich effizienter, da ich bei Diesen nicht so regelmäßig persönlich erscheinen musste. Dann lieber teilweise Verträge zu schlechteren Konditionen abschließen, aber Aufwand einsparen. Die Rechnung sollte aufgehen. Der Nebeneffekt war, dass Konkurrenten für ein Jahr keine Aufträge bei diesen Kunden platzieren konnten, weil dieser Kunde dann mir gehörte. Mit der gebührenden Pflege blieben diese Kunden natürlich dann auch langfristig bei mir. Und so habe ich nach und nach alle Kunden mit Jahresaufträgen abgedeckt und der Wettbewerb hatte quasi keinerlei Möglichkeit, bei diesen Kunden zu landen. Und ich hatte in dieser Zeit Ruhe, weil ich wusste, der Kunde geht nicht verloren. In dieser Zeit konnte ich mich also ganz gezielt auf die Neukunden-Akquise konzentrieren. Dort war die Betreuung meist sehr einfach, weil es nur noch Abwicklung war, wenn man Jahresaufträge hatte.

Mein Erfolg schlug mit einem Jahresgehalt von durchschnittlich 250.000 DM, mit nur Mitte zwanzig, bei der Firma zu Buche und erregte nun Aufsehen. Der Geschäftsführer meinte plötzlich zu mir, ich würde zu viel verdienen und man müsse meine Provisionen nun deckeln. Die Reaktion war verständlich, da ich mehr verdiente als die Geschäftsführung selbst. Diese Änderung meiner Konditionen zu meinen Ungunsten stießen bei mir naturgemäß auf Ablehnung. Statt auf die geplante Deckelung meiner Provision einzugehen, verlangte ich eine private Sekretärin, um meine steigenden Verwaltungsaufwände abzudecken. Die anfallenden administrativen Aufgaben wurden mehr und mehr, und ich hatte zu wenig Zeit für meine eigentliche Arbeit: den Verkauf. Mir war klar, dass ich meine Kündigung provozierte, es war mir aber ehrlich gesagt egal. Zwar hatte ich schon einen Kollegen im Innendienst, der mit Verwaltung beschäftigt war und mir viel interne Arbeit abnahm, aber dennoch wollte ich eine private Sekretärin. Dies wurde kurzerhand abgelehnt, mit der Begründung: eine Sekretärin hätte nur die Geschäftsleitung und sonst niemand. Da ich merkte woher der Wind weht, änderte ich meine Strategie und schlug vor, die Sekretärin aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Dem konnten sie nicht wiedersprechen und so engagierte ich also eine Sekretärin auf eigene Kosten und war der Selbständigkeit somit etwas näher. Da meine Firma nun die Deckelung meiner Provision verwirklichte, wie angekündigt, war für mich klar: Hier kann ich nicht länger bleiben. Diese Zusammenarbeit muss ich hier und jetzt beenden. Einen sehr großen Kundenstamm konnte ich nun, als Auftakt meiner Selbständigkeit, mitnehmen und mit Diesem meinen eigenen Weg gehen. Meine Kunden waren an mich gewöhnt, meine zuverlässige, korrekte und flexible Betreuung wurde geschätzt. Somit war die Mitnahme der Kunden überhaupt kein Problem. Menschen kaufen immer beim Verkäufer, nicht unbedingt bei der Firma.

Nach nur sechs Wochen habe ich bereits meinen ersten Mitarbeiter einstellen können, um von vornherein die Verwaltung in guten Händen zu haben und mich selbst auf die wichtigen Aspekte meiner geplanten Expansion konzentrieren zu können. Nun hatte ich also meine eigene kleine Verpackungsfirma, die stetig wuchs. Wahrscheinlich wesentlich schneller als die Konkurrenten, da ich auf Expansion aus war, die neuesten Marketing-Methoden benutzte und mit einer Reihe Großkunden eine breite Basis und somit ein solides Grundeinkommen hatte. Um Zeit im Verkehr einzusparen und somit Wartungskosten der Fahrzeuge, verschickte ich schon wenig später den ersten Newsletter. Dies war eine Neuheit in der Branche damals. Selbst fünf Jahre nach dem Verkauf meiner Firma war dieser Newsletter noch der Größte in der gesamten Branche. Die Lesequote des Newsletters betrug damals 80 %, was heute komplett unvorstellbar ist. Die Erstellung dieses Newsletters und der damit verbundene Aufwand war nichts im Vergleich, der Anzahl der Kilometer auf den Autobahnen, der toten Zeit im Auto und der Nerven, die man im Verkehr so lässt. Deshalb war mir also sehr früh klar, dass das Internet die Zukunft darstellt und das ich daran Teil haben würde. Als Verkäufer im Außendienst konnte es nicht meine Aufgabe sein, meine Kunden alle paar Monate anzurufen und den Anschlußauftrag abzuschliessen. Dies sollte möglichst automatisch funktionieren, beziehungsweise der Verwaltungsaufwand auf ein Minimum beschränkt werden. Dieser Umstand nahm mir zu viel Zeit weg, der mir nun fehlte, um neue Kunden zu akquirieren und damit mein Portfolio aufzustocken. Die “Maschine” hatte also noch einige Fehler, die ich nach und nach ausfeilen würde. Sobald ein Jahresauftrag abgeschlossen war, konnte kein Konkurrent diesem Kunden mehr sein Produkt verkaufen. Deshalb war es so wichtig, die Verträge frühzeitig und langfristig in trockenen Tüchern zu haben. Dieses Vorgehen nennt man heute Kundenbindung.

Mein Ziel war es also, nicht mehr persönlich bei meinen Kunden vorbei fahren zu müssen, sondern meinen Mitarbeitern die Anschlußaufträge zu überlassen, die dann über die neuen Technologien direkt und “remote” finalisiert wurden. Effizienz und Optimierung des Alltagsgeschäfts. In diesem nun beginnenden Technologie-Zeitalter fragte ich mich: Wie kann ich Automatisierung implementieren, wie kann ich Arbeitsschritte und Prozesse definieren, die es leichter machen und das bei gleichbleibender Qualität? Und wie kann ich stetig wachsen und den Aufwand der Kundenpflege gleichzeitig minimieren? Mit diesen Methoden wuchs meine Firma also durchaus prächtig und ich konnte nicht klagen. Aber ich wollte immer mehr, immer wieder eine nächste Stufe erfinden und diese erklimmen. Das zog sich so durch mein ganzes Leben, denn meine Denkweise, meine Mentalität blieb gleich, wenn auch meine Methoden zur Erreichung der Ziele mit der Zeit und der Lebenserfahrung sich verfeinert haben. Diese Mentalität wandte ich auch bei den Produkten und Dienstleistungen für meine Kunden an. Wie kann das Produkt noch besser werden? Wie kann die Produktion desselben noch effizienter und kostengerechter gestaltet werden? Wie kann die nächste Qualitätsstufe der angebotenen Dienstleistungen aussehen? Was braucht der Kunde sonst noch von uns? Was im Sinne meiner Kunden war, musste automatisch in meinem Sinne sein, denn zufriedene Kunden bedeuten gesichertes Einkommen für viele Jahre und somit eine glorreiche Zukunft für meine Firma und meine Mitarbeiter. Die Konkurrenz verschickte immernoch handgeschriebene Postkarten an ihre Kunden, während mein Newsletter die gesamte Branche bereits aufhorchen ließ. Das war suboptimal, wie diese Firmen sich dann sehr viel später auch eingestehen mussten. Es hatte den persönlichen “touch”, aber mein Bestreben war es eher, bessere Preise anbieten zu können, stetig weiterentwickelte Qualität und einen herausragenden Service anzubieten und das sollte die Kunden langfristig überzeugen. Der Erfolg gab mir erneut recht. Das Zwischenmenschliche ist auch wichtig, hat aber auf der professionellen Eben leider nicht mehr so viel Relevanz. Wenn der Kunde langfristig Erfolg hat, mit meinen Produkten und Dienstleistungen, wird dieses Argument definitiv mehr Durchschlagskraft haben, als jegwede Herzenswärme der Herausforderer. Auf den ersten Blick mag mein Angebot nicht überzeugen, weil eben genau diese Komponente fehlt und der Mensch eben zu sehr Mensch ist, aber der Erfolg gibt mir eben doch recht. Dies bezeugen meine langjährigen Kunden.

Das Online-Marketing stellte sich also damals als die Zukunft heraus und ich war sehr interessiert es im vollen Umfang und Potential zu nutzen, um eine größtmögliche Reichweite der Kommunikation herzustellen. Die schier unendlichen Möglichkeiten dieses neuen “Werkzeuges” faszinierten mich. Es regte meine Kreativität an, immer noch mehr für meine Kunden tun zu können und dies immer noch mehr Firmen per Online-Kommunikation mitteilen zu können. Dies wurde dann gleichzeitig zu einer neuen Werbeplattform für mein Unternehmen. Ein sehr positiver Nebeneffekt. Heute ist die Flut der Online-Kommunikation so groß, dass fast niemand mehr die Zeit hat alles zu lesen, was per E-mail reinkommt. Aber damals war es eine Neuigkeit, einfach zu erreichen, informativ und meist auch relevant. Deshalb war die Reichweite und somit die Bandbreite der Möglichkeiten enorm und sehr zukunftsträchtig. Die internen Prozesse habe ich sukzessive verfeinert, der wöchentliche Newsletter wurde immer professioneller und länger, eine eigene Webseite habe ich ebenfalls ins Leben gerufen. Andere Arbeitsprozesse wurden von uns automatisiert, um die immer wieder kehrenden Aufgaben so effizient wie möglich zu organisieren. Nun hatte ich alles getan, meine Firma war gewachsen, die Kunden zufrieden, die Produkte an Qualität nicht zu überbieten. Es blieb nichts mehr übrig, was ich noch optimieren, noch besser machen konnte. Mir war klar, von hier an konnte es eigentlich nur noch bergab gehen. Deshalb sah ich den Verkauf der Firma als einzigen Ausweg. Mein Interesse gilt dem Aufbauen, dem Wachsen sehen, dem Optimieren. Bis dann eben der Punkt kommt, wo es besser nicht mehr geht und dann wird es für mich wieder langweilig. Somit suche ich mir die nächste Herausforderung und stosse die Alte ab. Ein natürlicher Prozess. Verwalten war noch nie mein Ding, Aufbauen, neu erfinden, das ist es. In diesem Prozess habe ich viel gelernt. Zum Beispiel: es braucht die Ideengeber und die Leute, die das umzusetzen wissen. Eine klare Marktpositionierung ist wichtig und braucht Monate, wenn nicht Jahre sie zu etablieren. Der Kunde muss einen klaren Nutzen und die jeweiligen Vorteile zur Konkurrenz in deinem Produkt oder der Dienstleistung sehen. Sonst wirst Du den Markt nicht dominieren. Dann kommen noch die internen Prozesse dazu. Wenn Dein Unternehmen träge ist, die Kommunikation nicht fließend, die Verwaltung langsam und aufwendig, dann kommst du ebenfalls nicht weit. Um die Qualität stetig sicherzustellen, beziehungsweise zu verbessern, muss das gesamte DrumHerum perfekt laufen und auch ständig verbessert werden. Dazu gehört eine innovative Kommunikation (E-mail, Newsletter, Webseite), eine Automatisierung und Vereinfachung der internen Abläufe, ein perfekt auf einander abgestimmtes Team und das beste Produkt auf dem Markt. Es darf nicht sein, dass ein Unternehmer 10 Jahre die selben Tätigkeiten ausführt. Er sollte in der Lage sein, diese Aufgaben innerhalb kürzester Zeit zu delegieren, um sich den wichtigeren Dingen widmen zu können. Dazu muss das Personal zuerst gut ausgesucht und danach entsprechend geschult werden. Für mich wäre es ein totaler Stillstand, wenn ich 10 Jahre jeden Tag die selben Aufgaben zu erledigen hätte.

Ein Unternehmer muss immer einen klaren Plan für die Firma haben, die dessen Zukunftschancen auf dem Markt positiv beeinflusst. Dazu muss er den Markt kennen. Und um den Markt zu kennen, muss er die Konkurrenz studieren, sich entsprechend informieren. Außerdem sollte er alle Produkte bis ins Detail (also auch den Produktionsprozess) kennen, alle Mitarbeiter seines Unternehmens, sowie die internen Abläufe. Nur so ist er imstande all diese Dinge zu beeinflussen. Um Innovation zu fördern muss der Unternehmer ein innovationsfreundliches Klima schaffen, indem er Anreize auflegt und somit den Mitarbeitern die Motivation bietet, Ideen für Verbesserungen zu geben. In den meisten Firmen wird der Mitarbeiter mit einer Idee (erstmal weder gut, noch schlecht) generell auf seinen Platz verwiesen, mit den Worten: Mach Deine Arbeit und überlass das Denken uns (den Chefs). Solche Anreize für Ideen und innovative neue Prozesse können Preise sein, ein zusätzliches Gehalt, eine Beförderung, eine tolle Reise, etc. Zusätzlich muss eine interne Kommunikationsstruktur geschaffen werden, die es ermöglicht eben diese Ideen zu formulieren, entsprechend weiterzuleiten und dann eventuell auch weiter zu verfolgen, indem daraus interne Projekte werden.

Der Mitarbeiter muss eine detaillierte Schulung erhalten, wo er seine Ideen abgeben kann, was er eventuell dafür bekommt und wie Diese dann von den Vorgesetzten entweder weiter bearbeitet werden oder eben als nicht machbar abgelehnt. Es sollte einen Innovationsbeauftragten geben, der als Erstbearbeiter diese Ideen bekommt und schonmal vorfiltert oder auch wieder an den Absender zurückschickt, eventuell mit der Bitte zur genaueren Schilderung der Idee. Diese Filterschritte ermöglichen dem Unternehmer sich tatsächlich nur mit den Ideen näher zu beschäftigen, die relevant sind. Daraus sollten dann interne Projekte werden, in die der Ideengeber idealerweise ebenfalls involviert ist, denn er kennt seine Idee am Besten. Der Manager oder Chef sollte an diesem Prozess der Entwicklung der Idee zur Implementierung nur begleitend teilnehmen. Mit seinem Wissen und seiner Erfahrung kann er das Projekt unterstützen, die Wege ebenen und die implizierten Mitarbeiter entsprechend motivieren. Solche Ideen, die zu Projekten werden und dann für die Firma teilweise enorme jährliche Ersparnisse bedeuten, sind unbezahlbar. Sie sind essentiell für den langfristigen Erfolg der Firma. Zudem trägt diese innovationsfreundliche Athmosphäre zu einem progressiven Arbeitsklima bei und kann der Firma auf lange Sicht einige Vorteile bringen. Deshalb ist es so wichtig, auf die Ideen der Leute zu zählen, die den eigentlich Job jeden Tag machen. Sie wissen am Besten wo eine Stellschraube eventuell etwas verändert werden kann, um das Leben für alle einfacher zu machen. Ich habe also immer versucht selbst innovativ zu sein, niemals etwas als gegeben oder unmöglich anzusehen und habe auch meine Mitarbeiter ermutigt, mir ihre Ideen zu geben. Dies stärkte sowohl den Charakter der einzelnen Mitarbeiter, als auch den Zusammenhalt des gesamten Teams. Es hat also nur positive Auswirkungen. Deshalb verstehe ich Firmen nicht, die ihre Mitarbeiter wie unmündige Arbeitsroboter behandeln. Sie schaden sich damit klar selbst. Außerdem schaden sie dem menschlichen Miteinander und dem Image des Unternehmens. Wenn ein Mitarbeiter als unmündiger Sklave behandelt wird, behandelt er so auch die Klienten des Unternehmens. Dies wirkt sich auf vielen Ebenen negativ aus. Klienten werden unzufrieden, Aufträge gehen verloren, Partnerschaften auch, das Arbeitsklima wird vergiftet, etc. Dieses Phänomen wird in einem deutschen Sprichwort sehr gut auf den Punkt gebracht: Wie es in den Wald hereinruft, ruft es heraus. Der interne Klient ist genauso wichtig, wie der externe Klient. Der interne Klient für den Chef ist sein Mitarbeiter. Wenn er diesen nicht mit Respekt oder eben unmündig behandelt, hat dies fatale Auswirkungen auf sein Geschäft, wie ich oben bereits ausführte. Innovation ist also ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Unternehmens, das langfristig am Markt Erfolg haben will. Für mich ist ein Unternehmen wie eine Pflanze. Solange sie lebt, wächst sie und solange sie wächst, lebt sie. Wenn sie allerdings aufhört zu wachsen, ist es der Anfang vom Ende. Wachsen bedeut auch finanzielles Wachstum, für die Firma als auch den Unternehmer. Manchmal ist Wachsen auch erstmal das Investieren in einen langfristigen Erfolg. Also braucht ein Unternehmer nicht nur ein wachsames Auge für den sich immer verändernden Markt, sondern auch Geduld und ein gesundes Vermögen die Chancen am Markt rechtzeitig wahrzunehmen und zu seinem Vorteil zu nutzen. Eine Weiterentwicklung kann manchmal auch ein strategischer Rückzug sein, also ein Produkt zum Beispiel vom Markt zu nehmen, da es nicht rentabel ist. Oder eine Fokussierung auf ein komplett anderes Marktsegment. Allerdings müssen diese Veränderungen immer in Einklang mit einer Unternehmens-Philosophie, beziehungsweise einer Marktstrategie stehen.

Die Unternehmensstrategie ist ein auf mehrere Jahre oder auch Jahrzehnte angelegter Plan, mit dem Unternehmensziele erreicht werden sollen und der wirtschaftliche Erfolg vorherzusehen und berechnet werden kann. Für die Unternehmensstrategie werden Einzelziele in Form von Meilensteinen und Zeitpunkten festgelegt. Zunächst legt die Strategie die Marketingmaßnahmen fest, mit denen die Ziele benannt und im Detail vorgeplant werden. Die Unternehmensstrategie ist ein entscheidender Bestandteil des Businessplans und sollte so detailreich wie möglich sein, damit die Viabilität genauestens vorhergesehen werden kann. Diese rechnerische Voraussage gibt dem zukünftigen Unternehmen Handlungssicherheit von Beginn an und den Investoren Planungssicherheit, für die ökonomische Risikobewertung. Die Unternehmensstrategie ist also eine vage Zukunftsvoraussage, mit einer zielgerichteten Auflistung der jeweiligen Schritte und Maßnahmen, die zur erfolgreichen Umsetzung vonnöten sein werden. Der Erfolg oder Mißerfolg hängt nun von den Akteuren und Mitarbeitern ab. Wurden die Strategien zu optimistisch oder nicht sehr realistisch formuliert, kann es zu einem Scheitern des Unternehmens führen. Dies war in meinem Fall glücklicherweise anders, weshalb ich meine erste Firma dann auch erfolgreich und sehr gewinnbringend verkaufen konnte. So zog ich also weiter und suchte das nächste Abenteuer. Die nächste Herausforderung ist immer nur so weit entfernt, wie Du bereit bist sie zu entdecken. Und ich war immer bereit für neue Herausforderungen.