Ursprünge und ähnliche Verfahren
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Der österreichische Arzt Jakob Moreno wählte im Psychodrama Stellvertreter für die betreffenden Personen eines zu bearbeitenden Konflikts. Die Stellvertreter hatten jenen Konflikt in ihren Rollen dramaturgisch darzustellen (im Unterschied zum Familien-Stellen).
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Die „Familienskulptur“, entwickelt von Virginia Satir (Palo-Alto-Gruppe). Dieses Verfahren nutzte bereits räumliche Anordnungen unter den (teilweise real anwesenden) Familienmitgliedern, wobei der Hauptaugenmerk anfangs auf dem aktuellen Beziehungssystem der Familie des jeweiligen Klienten lag/liegt und zweitens weniger auf der räumlichen Anordnung allein, als vielmehr auf Art und Weise der körperlichen Skulpturen bzw. Haltungen, die (aus sprachlich metaphorischen Hinweisen des Klienten bei Beziehungsproblembeschreibungen) nach- bzw. abgebildet wurden/werden.[5] So ermöglicht(e) die kreierte Familienskulptur (deren externe Abbildung) dem jeweiligen Klienten, Familienbeziehungen nonverbal darzustellen und (innere, tw. sprachlich repräsentierte) Konflikte (aus dem Bild der Familienskulptur) nachzuvollziehen. Auf dieser (symptomatischen) Basis erfolgte die Prozessarbeit (häufig Reframing)[6] durch Virginia Satir. Bei der „Familienrekonstruktion“ wurde von Virginia Satir dann die Mehrgenerationenperspektive hinzugefügt.[7]
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Anwendungen aus der Hypnotherapie nach Milton H. Erickson waren prägend für den Sprachgebrauch (Semantik) innerhalb der Familienaufstellung.
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Ausgleich und Ordnung: Iván Böszörményi-Nagy, Geraldine M. Spark (Unsichtbare Bindungen. Die Dynamik familiärer Systeme), USA 1965 (dt. 1973); siehe auch Parentifizierung. Auf Bert Hellinger ist die zu Ausgleich und Ordnung ergänzte Zugehörigkeit (Bindung) zum jeweiligen System zurückzuführen.
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Die Strukturelle Familientherapie (Salvador Minuchin, 1967/77) fokussiert auf dysfunktionale Grenzverletzungen von Subsystemen untereinander und innerhalb jenes des Klienten.[8]
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Auf Kurt Ludewig und Thea Schönfelder basiert u. a. das Familienbrett. Von Thea Schönfelder wurde erstmals das Stellen von Stellvertretern ohne Angabe von Gesten, Sätzen und ohne nähere Informationen zur ersten Informationsgewinnung genutzt.[9]
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Bei einem Kurs (Lindauer Psychotherapiewochen) von Thea Schönfelder lernte Bert Hellinger die Effekte einer Familienaufstellung ursprünglich kennen, bei Ruth McClendon und Leslie B. Kadis (Carmel Institute for Family Business, California, USA) lernte er Hintergründe der Methode und baute diese weiter aus. Ab 1999/2000 entwickelte er das Aufstellungsformat „Bewegungen der Seele“,[10] wo entweder nur manchen oder allen Stellvertretern erlaubt wird, ihren innerlich auftretenden Bewegungstendenzen nach-zu-gehen (Hin-, Zu- oder Abwendung etc.). Bei einer reduzierten Variante von Bewegungen der Seelewird nur der Stellvertreter des Klienten (Fokus) gestellt – in Erwartung „seiner“ nach außen repräsentierten (inneren) Bewegungstendenz.
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Die Weiterentwicklung zur Organisationsaufstellung (durch Gunthard Weber und Klaus Grochowiak) entstand auf Basis der Erkenntnisse aus der Familienaufstellung. Global gelten idente Parameter (Ausgleich/Ordnung/Zugehörigkeit) in Systemen, Details differieren. Hinsichtlich Zugehörigkeit differiert im Organisationssystem freilich das Recht auf unbedingte Zugehörigkeit (leichtfertiger Ausschluss gilt dennoch als dysfunktionales Risiko).[11]
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Die Entwicklung zur Strukturaufstellung (durch Matthias Varga von Kibéd) abstrahiert (bzw. entkonkretisiert) eine evtl. personale (System-)Ebene. Damit ist die Aufstellungsarbeit auf einer vagen (Symptom-)Kontext-Ebene (zur Intervention und/oder in Form einer ersten Annäherung) ebenso grundsätzlich möglich. Die Möglichkeit der (intra-)personalen Abstraktion fand bereits bei Virgina Satir statt („Parts Party“).[12]
Quelle: Wikipedia
Literatur
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Ivan Boszormenyi-Nagy, Geraldine M. Spark: Unsichtbare Bindungen. Die Dynamik familiärer Systeme. Klett-Cotta, Stuttgart 1981 (dt. Erstausgabe 1973), ISBN 3-608-91297-5.
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Gunthard Weber (Hg.): Zweierlei Glück. Die systemische Psychotherapie Bert Hellingers. Carl-Auer, Heidelberg 1993, ISBN 3-927809-19-5.
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Bertold Ulsamer: Ohne Wurzeln keine Flügel. Die systemische Therapie von Bert Hellinger. Goldmann, München 1999, ISBN 3-442-14166-4.
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Katharina Stresius, Joachim Castella, Klaus Grochowiak: NLP und das Familien-Stellen. Zur Komplementarität zweier Therapieansätze. Junfermann, Paderborn 2001, ISBN 3-87387-450-4; CNLPA, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-00-040726-0
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Gert Höppner: Heilt Demut, wo Schicksal wirkt? Evaluationsstudie zu Effekten des Familien-Stellens nach Bert Hellinger. Profil, München 2001 (Diss. Univ. München), ISBN 3-89019-508-3; Online-Ausgabe bei Carl-Auer, Heidelberg 2006, ISBN 978-3-89670-566-2.
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Franz Ruppert: Verwirrte Seelen. Der verborgene Sinn von Psychosen. Grundzüge einer systemischen Psychotraumatologie. Kösel, München 2002, ISBN 3-466-30600-0.
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Bert Hellinger: Ordnungen des Helfens. Ein Schulungsbuch. Carl-Auer, Heidelberg 2003, ISBN 3-89670-421-4.
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Barbara Innecken, Eva Madelung: Im Bilde sein. Vom kreativen Umgang mit Aufstellungen in Einzeltherapie, Beratung, Gruppen und Selbsthilfe. Carl-Auer, Heidelberg 2003. ISBN 3-89670-419-2.
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Marianne Franke-Gricksch: Du gehörst zu uns! Systemische Einblicke und Lösungen für Lehrer, Schüler und Eltern. Carl-Auer, Heidelberg 2004, ISBN 3-89670-397-8.
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Thomas Schäfer: Was die Seele krank macht und was sie heilt. Die psychotherapeutische Arbeit Bert Hellingers. Droemer-Knaur, München 2004. ISBN 3-426-77769-X.
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Peter Schlötter: Vertraute Sprache und ihre Entdeckung. Systemaufstellungen sind kein Zufallsprodukt – der empirische Nachweis. Carl-Auer, Heidelberg 2005, ISBN 3-89670-338-2.
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Franz Ruppert: Trauma, Bindung und Familienstellen. Seelische Verletzungen verstehen und heilen. Band 177 der Reihe: Leben lernen. Pfeiffer, München 2005, ISBN 3-608-89742-9.
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Stephan Hausner: Auch wenn es mich das Leben kostet! Systemaufstellungen bei schweren Krankheiten und lang anhaltenden Symptomen. Carl-Auer, Heidelberg 2008, ISBN 978-3-89670-653-9.
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Bert Hellinger: Glück, das bleibt. Wie Beziehungen gelingen. Kreuz, Freiburg 2008, ISBN 3-7831-3038-7.
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Bert Hellinger: Die Heilung. Gesund werden, gesund bleiben. Hellinger Publications, Berchtesgaden 2011, ISBN 3-942808-01-3.
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Weinhold/Bornhäuser/Hunger/Schweitzer: Dreierlei Wirksamkeit. Die Heidelberger Studie zu Systemaufstellungen. Carl-Auer, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-8497-0047-8.