Match Group begehrt: IPO von Tinder-Mutter bringt Kursplus von 23 Prozent
Digital Economy Auch das zweite Internet-IPO des Tages ist ein Erfolg: Nach Square debütierte die Match Group, Mutterkonzern der beliebten Dating-App Tinder, ebenfalls mit Kursausschlägen an der New Yorker Börse. Das Kursplus fiel etwas weniger explosiv aus: Die Match-Aktie legte am ersten Handelstag um 23 Prozent zu. Auch das wohl peinlichste Interview der jüngeren Wirtschaftsgeschichte konnte Kursgewinne nicht verhindern: Tinder-CEO Sean Rad redete sich gestern im Evening Standard so sehr um Kopf und Kragen, dass sich Mutterkonzern Match Stunden vor dem Börsengang zur öffentlichen Erklärung genötigt sah, sich vom Chef seiner beliebtesten Kuppel-App zu distanzieren. Anleger hakten den Vorfall indes schnell ab – vermutlich haben Sex-Prahlereien, Missverständnisse von sexuellen Praktiken und Stalking von einer Journalistin am Ende mit dem Kerngeschäft doch nicht so viel zu tun. So zumindest fiel das Fazit der Wall Street in den ersten Minuten nach dem Börsenstart aus. Die Match Group, die zeichnungswilligen Anlegern ihre Aktien am unteren Ende der Bookbuildungspanne von 12 Dollar zugeteilt hat, konnte zur Erstnotiz bei 13,50 Dollar Kursgewinne von immerhin 13 Prozent verbuchen. Am Ende des ersten Handelstages schloss das bei Papier bei knapp 15 Dollar gar 23 Prozent im Plus. Das US-Internet-Unternehmen, das nun unter dem Tickersymbol MTCH an die Technologiebörse Nasdaq geführt wird, erlöste damit frische Mittel in Höhe von 400 Millionen Dollar. Das zur InterActiveCorp gehörende Dating-Imperium sprintete in der Spitze bis auf das obere Ende der Bookbuildungspanne bei 14 Dollar empor und wird damit immerhin mit 3,4 Milliarden Dollar bewertet. Das sind allerdings immer noch 800 Millionen Dollar weniger als Analysten im Vorfeld des Börsengangs erwartet hatten, wie das Wall Street Journal herausarbeitet. Nach den Hiobsbotschaften der vergangenen Wochen, in denen auch Square seine Ausgabekurs deutlich gesenkt und der deutsche Hoffnungsträger HelloFresh seinen geplanten Börsengang unterdessen sogar bis auf Weiteres verschoben hatte, kann die Match Group das IPO als vorläufigen Erfolg verbuchen. Treiber des Börsengangs der Match Group war eindeutig die boomende Dating-App Tinder. Spätestens seit den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 avancierte Tinder vom Geheimtipp zur Dating-App für die Massen. Warum groß drum herumreden, wenn es ein Klick tut? Olympioniken haben schließlich vorgemacht, wie es geht: „Tinder ist die nächste Ebene“, fand etwa Goldmedaillen-Gewinnerin Jamie Anderson. Warum aber nun geht Tinder nicht eigenständig, sondern im Verbund mit mehreren Datingdiensten, allen voran Match.com, an die Börse? Weil die Aushängeschilder der ersten und zweiten Online-Dating-Generation tatsächlich einiges gemein haben: Beide Anbieter haben mit der InterActiveCorp (IAC) dieselbe Konzernmutter. Wer in den Nullerjahren sein Dating-Glück im Internet suchte, landete früher oder später meist beim Marktführer Match.com. Der Name war Programm: Partnersuchende fanden sich am Desktop anhand von Internet-Steckbriefen. Bestand Interesse, schickte man eine Email. Verpasste man vor lauter digitalem Briefeschreiben das Treffen nicht, wurde vielleicht auch im wirklichen Leben ein „Match“ daraus. Ein Jahrzehnt später haben sich Medium und Tempo verändert: Gedatet wird im iPhone-Zeitalter nach Foto-Matches. Klick hier, Wisch rechts – und los geht das Dating-Vergnügen. Bereits 50 Millionen Nutzer rund um den Erdball versuchen so per Smartphone, neue Bekanntschaften kennenzulernen – beim Klassiker Match.com sind es sogar doppelt so viele. Die InterActiveCorp um Medienmogul und Mehrheitseigentümer Barry Diller bleibt nach dem IPO mit über 50 Prozent beteiligt und damit Mehrheitseigner. Diller lässt sich das Geschäft mit der Partnersuche gut bezahlen: Im ersten Halbjahr setzte die Match Group allein 484 Millionen Dollar um und ist damit auf Jahressicht auf Erlös-Kurs von einer Milliarde Dollar. Die Sparte arbeitet profitabel und verdiente im ersten Halbjahr unterm Strich immerhin schon 50 Millionen Dollar. Im vergangenen Geschäftsjahr blieben sogar 148 Millionen Dollar bei Umsätzen von 888 Millionen Dollar hängen. Zum Match-Imperium gehören nicht nur Tinder und Match.com, sondern sage und schreibe 43 weitere Dating-Dienste, darunter OkCupid, PlentyOfFish, HowAboutWe, Chemistry.com, Meetic und in Deutschland Friendscout24, Neu.de und Partner.de. Nils Jacobsen ist Wirtschaftsjournalist und Techreporter in Hamburg. Der studierte Medienwissenschaftler und Buchautor („Das Apple-Imperium“) berichtet seit mehr als 15 Jahren über die Entwicklung der Aktienmärkte und Internet-Wirtschaft – u.a als Chefredakteur der Portale clickfish, US FINANCE, YEALD und CURVED. In dieser Tradition schreibt, analysiert und bloggt Jacobsen für MEEDIA seit 2008 über das Beste der beiden Welten Internet und Wirtschaft. Auch das zweite Internet-IPO des Tages ist ein Erfolg: Nach Square debütierte die Match Group, Mutterkonzern der beliebten Dating-App Tinder,… Da hat jemand Geld auf dem Tisch liegen lassen: Der mobile Bezahldienst Square, der in Nacht noch fast panikartig seinen… Die ARD hat einen neuen Termin für Til Schweigers „Tatort“ gefunden. Die Episode „Der große Schmerz“ wird nun am 1.… Im September verkündete die Funke Mediengruppe in NRW, ihren Schwerpunkt ab sofort aufs Digitale zu legen. Zwei Monate später schafft… Mit der Ankündigung, den umstrittenen Popsänger Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest 2016 für Deutschland nach Stockholm zu schicken, hat… © 2014 MEEDIA GmbH & Co. KG – ein Unternehmen der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH & Co. KG Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum….
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Digital Economy Auch das zweite Internet-IPO des Tages ist ein Erfolg: Nach Square debütierte die Match Group, Mutterkonzern der beliebten Dating-App Tinder, ebenfalls mit Kursausschlägen an der New Yorker Börse. Das Kursplus fiel etwas weniger explosiv aus: Die Match-Aktie legte am ersten Handelstag um 23 Prozent zu. Auch das wohl peinlichste Interview der jüngeren Wirtschaftsgeschichte konnte Kursgewinne nicht verhindern: Tinder-CEO Sean Rad redete sich gestern im Evening Standard so sehr um Kopf und Kragen, dass sich Mutterkonzern Match Stunden vor dem Börsengang zur öffentlichen Erklärung genötigt sah, sich vom Chef seiner beliebtesten Kuppel-App zu distanzieren. Anleger hakten den Vorfall indes schnell ab – vermutlich haben Sex-Prahlereien, Missverständnisse von sexuellen Praktiken und Stalking von einer Journalistin am Ende mit dem Kerngeschäft doch nicht so viel zu tun. So zumindest fiel das Fazit der Wall Street in den ersten Minuten nach dem Börsenstart aus. Die Match Group, die zeichnungswilligen Anlegern ihre Aktien am unteren Ende der Bookbuildungspanne von 12 Dollar zugeteilt hat, konnte zur Erstnotiz bei 13,50 Dollar Kursgewinne von immerhin 13 Prozent verbuchen. Am Ende des ersten Handelstages schloss das bei Papier bei knapp 15 Dollar gar 23 Prozent im Plus. Das US-Internet-Unternehmen, das nun unter dem Tickersymbol MTCH an die Technologiebörse Nasdaq geführt wird, erlöste damit frische Mittel in Höhe von 400 Millionen Dollar. Das zur InterActiveCorp gehörende Dating-Imperium sprintete in der Spitze bis auf das obere Ende der Bookbuildungspanne bei 14 Dollar empor und wird damit immerhin mit 3,4 Milliarden Dollar bewertet. Das sind allerdings immer noch 800 Millionen Dollar weniger als Analysten im Vorfeld des Börsengangs erwartet hatten, wie das Wall Street Journal herausarbeitet. Nach den Hiobsbotschaften der vergangenen Wochen, in denen auch Square seine Ausgabekurs deutlich gesenkt und der deutsche Hoffnungsträger HelloFresh seinen geplanten Börsengang unterdessen sogar bis auf Weiteres verschoben hatte, kann die Match Group das IPO als vorläufigen Erfolg verbuchen. Treiber des Börsengangs der Match Group war eindeutig die boomende Dating-App Tinder. Spätestens seit den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 avancierte Tinder vom Geheimtipp zur Dating-App für die Massen. Warum groß drum herumreden, wenn es ein Klick tut? Olympioniken haben schließlich vorgemacht, wie es geht: „Tinder ist die nächste Ebene“, fand etwa Goldmedaillen-Gewinnerin Jamie Anderson. Warum aber nun geht Tinder nicht eigenständig, sondern im Verbund mit mehreren Datingdiensten, allen voran Match.com, an die Börse? Weil die Aushängeschilder der ersten und zweiten Online-Dating-Generation tatsächlich einiges gemein haben: Beide Anbieter haben mit der InterActiveCorp (IAC) dieselbe Konzernmutter. Wer in den Nullerjahren sein Dating-Glück im Internet suchte, landete früher oder später meist beim Marktführer Match.com. Der Name war Programm: Partnersuchende fanden sich am Desktop anhand von Internet-Steckbriefen. Bestand Interesse, schickte man eine Email. Verpasste man vor lauter digitalem Briefeschreiben das Treffen nicht, wurde vielleicht auch im wirklichen Leben ein „Match“ daraus. Ein Jahrzehnt später haben sich Medium und Tempo verändert: Gedatet wird im iPhone-Zeitalter nach Foto-Matches. Klick hier, Wisch rechts – und los geht das Dating-Vergnügen. Bereits 50 Millionen Nutzer rund um den Erdball versuchen so per Smartphone, neue Bekanntschaften kennenzulernen – beim Klassiker Match.com sind es sogar doppelt so viele. Die InterActiveCorp um Medienmogul und Mehrheitseigentümer Barry Diller bleibt nach dem IPO mit über 50 Prozent beteiligt und damit Mehrheitseigner. Diller lässt sich das Geschäft mit der Partnersuche gut bezahlen: Im ersten Halbjahr setzte die Match Group allein 484 Millionen Dollar um und ist damit auf Jahressicht auf Erlös-Kurs von einer Milliarde Dollar. Die Sparte arbeitet profitabel und verdiente im ersten Halbjahr unterm Strich immerhin schon 50 Millionen Dollar. Im vergangenen Geschäftsjahr blieben sogar 148 Millionen Dollar bei Umsätzen von 888 Millionen Dollar hängen. Zum Match-Imperium gehören nicht nur Tinder und Match.com, sondern sage und schreibe 43 weitere Dating-Dienste, darunter OkCupid, PlentyOfFish, HowAboutWe, Chemistry.com, Meetic und in Deutschland Friendscout24, Neu.de und Partner.de. Nils Jacobsen ist Wirtschaftsjournalist und Techreporter in Hamburg. Der studierte Medienwissenschaftler und Buchautor („Das Apple-Imperium“) berichtet seit mehr als 15 Jahren über die Entwicklung der Aktienmärkte und Internet-Wirtschaft – u.a als Chefredakteur der Portale clickfish, US FINANCE, YEALD und CURVED. In dieser Tradition schreibt, analysiert und bloggt Jacobsen für MEEDIA seit 2008 über das Beste der beiden Welten Internet und Wirtschaft. Auch das zweite Internet-IPO des Tages ist ein Erfolg: Nach Square debütierte die Match Group, Mutterkonzern der beliebten Dating-App Tinder,… Da hat jemand Geld auf dem Tisch liegen lassen: Der mobile Bezahldienst Square, der in Nacht noch fast panikartig seinen… Die ARD hat einen neuen Termin für Til Schweigers „Tatort“ gefunden. Die Episode „Der große Schmerz“ wird nun am 1.… Im September verkündete die Funke Mediengruppe in NRW, ihren Schwerpunkt ab sofort aufs Digitale zu legen. Zwei Monate später schafft… Mit der Ankündigung, den umstrittenen Popsänger Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest 2016 für Deutschland nach Stockholm zu schicken, hat… © 2014 MEEDIA GmbH & Co. KG – ein Unternehmen der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH & Co. KG Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben. Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum….
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