Verehrte Leser, wissen Sie, was der von Ökonomen titulierte Netzwerkeffekt eigentlich bedeutet? Dass jeder Benutzer von jedem weiteren User profitiert, weil er sich mit ihm verbinden kann. Was auf den ersten Blick etwas belanglos wirkt, hat es auf den zweiten dafür in sich, vor allem wenn man bedenkt, dass auf eben diesen Netzwerkeffekt ein mittlerweile milliardenschweres Unternehmen basiert. Und wächst. Die Rede ist von dem scheinbar unaufhaltsamen Erfolgsprojekt Facebook – dem neuen Google!
Seitdem das Internet in unser Leben getaucht ist, begleitet uns auch Google. Im Prinzip von Anfang an dabei, beantwortet die Suchmaschine geduldig mehr als 100.000.000 Suchanfragen allein aus Deutschland – und zwar
täglich! Selbstredend rief dieser Erfolg zügig Mitbewerber auf den Plan, doch so richtig konnte auch die beste Idee, die neuste Technologie dem Suchmaschinengigant langfristig nicht die Stirn bieten.
Bis ein gewisser Mark Zuckerberg seine (so es denn auch tatsächlich seine war) Idee von einem sozialen Netzwerk in die Tat umsetzte. Facebook wurde gegründet und startete einen bisher nie dagewesenen Siegeszug, der von einem ernstzunehmenden Mitbewerber zu einem anscheinend angsteinflössenden Konkurrenten gewachsen ist. Mittlerweile hat Facebook dank des Netzwerkeffekts weit über 500 Millionen Mitglieder und so vergeht kein Tag ohne Neuigkeiten bezüglich des Billiardenkrieges der Giganten.
Die Situation eskaliert, weil sich die eigentlich unterschiedlichen Dienstleister jeweils auf das Terrain des Rivalen begeben. Google rüstet auf und möchte in naher Zukunft ein vollwertiges soziales Netzwerk (»Google Me«) anbieten. Im selben Atemzug versucht sich Facebook an einem eigenen E-Mail-Dienst und weiteren Gimmicks, die den großen Konkurrenten letztlich unnötig machen sollen.
Das Interessante bei dieser Auseinandersetzung ist jedoch nicht die Tatsache des ausgebrochenen Krieges, sondern auch die Dualität der beiden Feldherren Gates und Zuckerberg. Erfahrung gegen Innovation. Alt gegen Jung. Machterhalt gegen Machterstreben.
Das Duell der beiden mächtigsten Männer im World Wide Web könnte ungleicher kaum sein, allerdings auch sicher nicht spannender. Bewaffnet mit eine ganzen Batterie von Neuerungen, Ideen, Experten und Geld duellieren sie sich mittlerweile auf Augenhöhe um die Gunst der User. Der Respekt ist da, aber mit ihm auch die eigene, existenzielle Furcht.
Googles Angst sieht wie folgt aus: Immer mehr User beschäftigen sich immer länger mit dem weltweit größten Social Network. Dadurch bleibt weniger Zeit um zu googeln. Zudem bastelt Facebook allerdings auch an einer internen Suchfunktion um Freunde zu finden. Und Inhalte. Und mehr. Diese Entwicklung gepaart mit dem grandiosen Erfolg des »I Like«-Buttons könnte Zuckerberg befähigen eine soziale Suchmaschine als Special Weapon in die Waagschale zu werfen.
Doch auch Facebook hat Angst: Google hat vorgesorgt und durch etliche Tools wie z.B. »Google Profile« oder »Google Buzz« eine solide Basis wichtiger Bestandteile für ein alles verbindendes soziales Netzwerk geschaffen.
Unterm Strich erwarten uns also enorm spannende Monate. Auch wenn die Karten für das junge, innovative und stetig wachsende Facebook im Moment besser aussehen, Google hat Erfahrung und wird sich nicht ergeben. Wer siegen wird ist unsicher, wer verliert steht hingegen fest: der User. Sein Rücken ist das Schlachtfeld und der Kampf um die Gunst der User ist letztlich nicht viel mehr als ein Kampf um die Daten der User.