Social Media im Parlament

von Robert Nabenhauer

Warum selbst Politiker von Social Media Kampagnen profitieren

Die Entwicklung ist enorm. Kürzlich hat der mächtigste Mann der Welt verkündet, dass er auch weitere vier Jahre im Weißen Haus bleiben möchte. Soweit nicht überraschend, doch gab Barack Obama dies nicht auf einer Pressekonferenz oder aber via Pressemitteilung bekannt, wie sonst üblich, sondern über das Videoportal YouTube! Nicht der einzige Spitzenpolitiker, der mittlerweile durch Social Media profitiert.

Als Barack Obama 2008 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde, hatten zwei seiner Slogans daran erheblichen Anteil: zum einen der Satz „Von Obama lernen, heißt Siegen lernen“ und zum anderen der inzwischen weltberühmte Ausspruch „Yes, we can“. Kommuniziert und verbreitet wurden beide Sätze vor allem digital. In diversen Foren, sozialen Plattformen und auf Videoportalen – seine Wahlkampfstrategen hatten die Zeichen der Zeit erkannt und auf sehr clevere Art und Weise auf die Mobilisierung der Social Networks gesetzt. Aufgrund des enormen Erfolgs wurde noch am Tag der Vereidigung die Website des Weißen Hauses einer

Grundrenovierung unterzogen.

Wahlsieg ohne Social Media noch möglich?

Auch in Deutschland und der Schweiz haben viele Politiker und Parlamentarier versucht, von dem Social Media Boom zu profitieren. Und mittlerweile gehört ein eigenes Facebook-Profil zum guten Ton. Die neue Frage lautet daher: Ist es denn überhaupt noch möglich, eine Wahl ohne Social Media Engagement zu gewinnen?

Die Antwort lautet: Jein. Ja, weil es Politiker gibt, die vielleicht eher konservativ ausgerichtet sind und demnach auch so ihre (Stamm-)Wähler überzeugen können. Langfristig gesehen werden diese aber keine Chance haben. Denn die Online-Community wächst. 90 Prozent aller Deutschen und 84 Prozent aller Schweizer sind mittlerweile online – eine deutliche Sprache. Und auch die Generation 50+ entdeckt das Interesse für digitale Kommunikation.

Warum trotzdem noch einige Spitzenpolitiker unsichtbar im Web 2.0 sind, ist eine gute Frage. Enorme Reichweite, die Möglichkeit des direkten Dialogs mit dem Wähler und auch der Aufbau von Bindung und Vertrauen – man verzichtet auf diese kostenlosen und so effizienten Instrumente.

Was allerdings in diesem Zusammenhang auch einmal klar und deutlich gesagt werden sollte: Webpräsenz ist nicht gleich Webpräsenz. Wenn man sich viele der Politikerauftritte ansieht, dann fällt auf, dass deren Mitteilpunkt meist ein Medienspiegel, eine Presseschau oder von Dritten produzierte Texte darstellen.

Und das ist ausdrücklich nicht Kern und Ziel der Sache.

Natürlich sind Politiker viel beschäftigte Menschen, die sich nicht um alles selbst kümmern können. Aber bei Social Media geht es nicht um bloße Präsenz, sondern um Kommunikation und den Dialog – nicht über Dritte, sondern direkt von Mensch zu Mensch. Wer also die Kraft des Social Media nutzen möchte, der muss aktiv werden und sein Gegenüber ernst nehmen. Ehrlichkeit ist dabei das A und O – gerade für eine Berufsbranche der man diese Eigenschaft nur selten attestiert.

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