Wie Sie eine Bitte ausschlagen, ohne den Fragenden vor den Kopf zu stoßen
Nein sagen zu können ist eine wichtige Voraussetzung für den beruflichen Erfolg. Wer zu allem Ja und Amen sagt, bürdet sich rasch zu viel auf und provoziert damit Konflikte. Denn wer ständig die Arbeit der anderen erledigt, wird sich früher oder später über sich selbst und die Kollegen ärgern. Die Kunst ist daher, Nein zu sagen, ohne den anderen vor dem Kopf zu stoßen. Hierbei können wir von Diplomaten lernen.
Wer häufiger Aufgaben aufgebürdet bekommt, die nichts mit dem eigenen Arbeitsbereich zu tun haben, hat vermutlich Schwierigkeiten damit, auch einmal Nein zu sagen. Das hat meist unangenehme Auswirkungen. Obwohl es gut gemeint ist, einem Kollegen zur Hand zu gehen, leidet im Extremfall die eigene Reputation unter den Handlangerdiensten – und eben nicht die des Bittstellers. Der hat schließlich Zeit, sich prestigeträchtigeren Aufgaben zu widmen, indem er die lästigen Aufgaben einem anderen überlässt.
So manche Kollegen haben einen guten Riecher dafür, immer jemanden zu finden, der lästige Arbeiten für sie erledigt. Und das ist oft erst der Anfang: Wer schlecht etwas ablehnen kann, wird erst recht mit Bitten behelligt und das immer wieder. Solche Menschen werden natürlich geschätzt dafür, dass sie so hilfsbereite und fleißige Arbeiter sind. Nur steigen sie selten die Karriereleiter nach oben – schließlich werden sie an Ort und Stelle gebraucht, und es würde ja auch der freundliche Kollege fehlen, der ständig die Arbeiten der anderen übernimmt. Während der eine sich also abrackert, basteln die anderen am eigenen Erfolg.
Unbedachte Zusagen können Konflikte provozieren
Und es gibt noch weit mehr Gründe dafür, nicht jeder Bitte nachzukommen: Wer eine Aufgabe nur zähneknirschend übernimmt, neigt dazu, sie heimlich zu sabotieren. Das heißt, die Aufgabe wird zwar übernommen, jedoch nur halbherzig ausgeführt. Schließlich kommt es dann also noch zu Konflikten zwischen Bittsteller und demjenigen, der die Bitte nicht ausschlagen konnte: Der eine beschwert sich, dass die Arbeit nicht ordnungsgemäß ausgeführt wurde – der kontert, dass man ihn ja nicht hätte zu fragen brauchen. So kann ein ernsthafter Konflikt entstehen. All das nur, weil das Wörtchen Nein nicht über die Lippen gekommen ist.
Gerade souveräne Menschen sind deshalb auch sehr wohl in der Lage, die eigenen Interessen zu vertreten und, wenn es erforderlich ist, verbindlich Nein zu sagen, und so auch viele Konflikte bereits im Vorfeld zu verhindern. Denn es sind chronische Ja-Sager, die sich durch ihre leichtfertige Zusage mehr aufbürden, als sie vielleicht leisten können, und sich genötigt sehen, gegen die eigene Überzeugung zu agieren. Als Folge entsteht immer Unzufriedenheit: Entweder der eine ärgert sich über seine leichtfertige Zusage, oder der andere ist brüskiert, weil die Zusage schließlich doch nicht eingehalten wurde.
Der richtige Umgang mit einer Bitte
Wie gehen wir also am besten mit Bittstellern um? – Es hängt von der Situation ab: Wenn ein Kollege, der normalerweise nie um etwas bittet, in einer Phase der Überlastung Hilfe benötigt, ist es etwas anderes als bei anderen Kollegen, bei denen es bereits zur Masche geworden ist, andere für sich einzuspannen. Und natürlich spielt die eigene Auslastung eine Rolle. Wenn Sie also auf einen chronischen Bittsteller treffen oder selbst keine Zeit für Hilfeleistungen haben (wenn es also gute Gründe für eine Zurückweisung gibt), sagen Sie einfach Nein – und zwar am besten nach Diplomatenart.
Das heißt konkret: Begründen Sie genau, warum Sie nicht aushelfen können. In allen Fällen spricht es für Sie, wenn Sie nur das zusagen, was Sie auch halten können und wollen. Und die Kommunikation hält einige Möglichkeiten bereit, mit denen Sie ein Nein ebenso diplomatisch wie verbindlich anbringen, ohne einen Gesprächspartner vor den Kopf zu stoßen. Sie können auf inhaltlicher Ebene klar und deutlich Nein sagen, ohne die Beziehungsebene zu gefährden, indem Sie:
- Verständnis für das Anliegen zeigen und plausibel begründen, warum Sie der Bitte nicht nachkommen können (oder wollen).
- Ihr Nein mit einer eingeschränkten Zusage verbinden, denn oft können Sie zwar nicht das Ganze übernehmen, sehr wohl jedoch einen Teil des Anliegens. Hier sind auch zeitliche Einschränkungen möglich.
- Ihre Absage mit anderen Lösungsvorschlägen verbinden. So zeigen Sie immer noch, dass Sie das Anliegen selbst ernst nehmen.
Und Sie haben noch eine weitere Möglichkeit: die Aufgabe zu übernehmen, dafür jedoch eine Gegenleistung zu fordern: „Ich kann das gern übernehmen, wenn Du dafür …“. So werden Sie nicht zum Spielball chronischer Bittsteller und schützen sich davor, sich zu viel aufzubürden (während andere womöglich die Lorbeeren dafür einstreichen).
Zum Autor:
Stéphane Etrillard
Stéphane Etrillard zählt zu den Top-Wirtschaftstrainern und Coaches. Er gilt als führender europäischer Experte zum Thema „persönliche Souveränität“. Als Coach und Autor genießt er einen hervorragenden Ruf. Mit seinen offenen Seminaren im Bereich Rhetorik und Dialektik sowie Selbst-PR verhilft er seinen Teilnehmern zu mehr Souveränität in allen Lebenslagen.
Zu seinen Privatklienten zählen Manager aus Top-Unternehmen, mittelständische Unternehmer und Politiker sowie viele Menschen, die sich bei ihm neue Impulse holen, um ihre Kommunikation zielführender zu gestalten. Durch zahlreiche Vorträge und Publikationen ist er einem breiten Publikum bekannt geworden. Er ist Autor von über 30 Büchern und Audio-Coaching-Programmen, die zu den Business-Topsellern zählen.
Stéphane Etrillard zählt das Who’s Who europäischer Unternehmen zu seinen Kunden. Das Spektrum seiner Kunden erstreckt sich von innovativen Mittelständlern über DAX-Unternehmen bis zu global agierenden Konzernen.
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