Robert Nabenhauer: Herr Weber, vielen Dank, dass Sie sich heute Zeit für dieses Interview genommen haben. Möchten Sie sich unseren Lesern zunächst einmal vorstellen?
Bernd Weber: Ich bin 53 Jahre, seit fast 36 Jahren verheiratet, habe 2 erwachsene Söhne (30 und 35), bin seit 1991 Vermögensberater und seit 2006 bin ich als Livecoach mit meiner Firma Brainpower unterwegs (www.brainpower-bw.de). Ich bin in der ehemaligen DDR groß geworden und habe den Systemwechsel in den „besten Jahren“ bewusst miterlebt und wenn das nicht anmaßend klingt, auch mit gestaltet.
Robert Nabenhauer: In einem unserer Vorgespräche sagten Sie mir, dass Selbstfindung eine lebenslange Aufgabe sei und eine Selbstsuche voraussetze. Was genau meinen Sie damit?
Bernd Weber: Das ist nicht mit 2 Sätzen zu beantworten. Betrachten Sie sich doch schlicht einmal die aktuelle Situation in der westlichen Zivilisation. Noch nie gab es so viel Orientierungslosigkeit inmitten von so vielen Chancen. Insbesondere in den Gruppen der jungen Leute, die vor dem Einstieg in das Berufsleben stehen und denen, die nicht mehr weit von der Rente sind macht sich das besonders deutlich bemerkbar. Mal abgesehen von der wachsenden Angst der Älteren den Anforderungen nicht mehr gewachsen zu sein und bei den Jüngeren nicht gebraucht zu werden kommt es in beiden Gruppen zu einer Abkehr von der eigenen Verantwortung hin zur Hoffnung, dass der Staat das schon irgendwie regelt. Ich nenne das Entmündigung.
Nach außen geben sich nahezu alle äußerst stark und gelassen (cool) um das völlig vernachlässigte Innen zu kaschieren. So ist man erstaunt, dass der Kollege auf Arbeit ein ganz anderer ist, als zu hause. Der Mensch kann sich nicht entzweien, er ist ein ganzes Wesen. Durch diese Praxis wird er früher oder später zerrissen. Das moderne Wort dafür heißt Burnout und erstürmt als neues Krankheitsbild die Charts. Diesem Phänomen steht die Gesellschaft noch etwas hilflos gegenüber, da es offensichtlich keine spezifischen körperlichen Behandlungspraktiken zulässt und uns so eine gewisse Ohnmacht gegenüber uns S E L B S T spüren lässt.
Tatsache ist, dass die Betroffenen dazu angeleitet werden, sich selbst zu finden. Diese Neuorientierung im menschlichen Bewusstsein auf einer so breiten Basis ist neu in der Gesellschaft und deutet eine neu Epoche in der Entwicklung der Menschheit an, von der meist unbewussten Wissensgesellschaft zur Selbst-bewussten Gesellschaft.
Robert Nabenhauer: Sie beschäftigen sich mit zahlreichen Gebieten des menschlichen Bewusstseins. Wann haben Sie dieses Themenfeld für sich entdeckt?
Bernd Weber: Als gelernter DDR-Bürger war der Leistungsgedanke für mich faszinierend. Ich konnte mir zunächst nicht vorstellen wie das ist, 10.000 DM im Monat zu verdienen, ein schönes großes Haus zu bewohnen, einen Mercedes zu fahren etc. Nachdem ich das alles in relativ kurzer Zeit alles erreicht hatte bemerkte ich, dass ich durch das alles kein Stück glücklicher wurde. Im Gegenteil, ich wurde eher verbissener (zielstrebiger). Ich suchte nach neuen Techniken und Methoden in der Leistungspsychologie, um noch erfolgreicher zu werden. Gleichzeitig erkannte ich durch paralleles Lesen esoterischer und naturwissenschaftlicher Literatur ein Stück von Goethes Faust in mir: …“da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor….“
Viele Dinge, die bereits im Zen vor über dreitausend Jahren aufgeschrieben wurden sind erst in den letzten 200 Jahren wissenschaftlich belegt worden. Wenn menschliches Bewusstsein derartigen Kurven unterliegt und wir uns klar machen, dass diese Wahrheiten ja schon in uns angelegt sind, warum gibt es dann in unserer Bildung noch kein Fach „bewusstes sein“.
Robert Nabenhauer: Böse Zungen sprechen bei solchen Themen von esoterischen Befindlichkeiten. Was entgegnen Sie solchen Menschen?
Bernd Weber: Ich habe erst kürzlich einen sehr erfolgreichen Unternehmer aus der Finanzdienstleistungsbranche nach mehreren Jahren wieder getroffen. Er wusste von vielen Höhen aber auch entsprechenden Tiefen zu berichten. Seine Hauptaufgabe im Moment bestand darin, für seine neu gegründete Firma Top-Leute von anderen Firmen abzuwerben. Aus einem unbestimmten inneren Gefühl fragte ich ihn, was seine Frau von seinem Job hält. Die Antwort war nicht überraschend, er lebt in Scheidung. Im weiteren Gespräch erfuhr ich, dass er nahezu alle Ersparnisse und Altersvorsorgemaßnahmen für die Scheidungskosten auflösen musste.
Als Gegenreaktion zum Frust stürzte er sich nunmehr in die Arbeit.
Um es kurz zu machen, er las in den Monaten nach dem „Zusammenbruch“ einige esoterische Bücher und hörte CD`s mit mentalen Inhalten und war erstaunt, warum er sich diesen Dingen nicht schon früher geöffnet hat. Aus seiner eigenen Sicht hätte dies die Katastrophe verhindert.
Robert Nabenhauer: Ein Thema, das Sie auch auf Ihrer Webseite aufgreifen, ist die Sinnsuche. Die Frage nach dem Warum ist so alt wie die Menschheit selbst. Zu welcher Erkenntnis sind Sie gelangt?
Bernd Weber: Wir Menschen leben aus einem konditionierten Verstand, d.h. wir können nur mit dem umgehen, was wir gelernt (erkannt) haben. Der Sinn eines Königssohnes war deshalb eben nicht nur Prinz zu sein und sich entsprechende Verhaltensweisen ankonditionieren zu lassen, sondern eben später einmal König zu werden. Gleichzeitig hätte der Bauer über diesen Job als Perspektive nie nachgedacht. Das war nicht Teil seines Programms. Politische und religiöse Dogmen haben über Jahrhunderte dafür gesorgt und sorgen auch heute noch dafür, dass wir funktionieren. Wenn wir heute über diese „dummen armen Leute“ lächeln, werden das wahrscheinlich spätere Generationen über uns auch tun. Das Leben an sich hat keinen Sinn. Es ist Sinn und wir sind ein Teil dessen. Da wir nach Gottes Ebenbild gemacht sind haben wir die Fähigkeit mittels bewussten Seins (gerichtetes denken) und entsprechender Selbstreflektion sinngebend zu sein und damit zum Schöpfer (Sinngeber) unseres Lebens zu werden.
Sobald wir Menschen uns dessen bewusst werden, sind wir nicht mehr manipulierbar und übernehmen Verantwortung für den Sinn des Lebens.
Robert Nabenhauer: Sie beschäftigen sich nicht nur mit philosophischen Fragen, sondern veranstalten auch Vorträge und Seminare. Wie kann ich mir solch eine Veranstaltung vorstellen?
Bernd Weber: Schaffen Sie noch locker 10 Klimmzüge in den Nacken, können Sie locker aus dem Stehgreif eine Rede von 10 Minuten halten und die Leute dabei fesseln, welches sind ihre 3 wichtigsten Werte und wie leben Sie diese. Je nachdem was Sie interessiert können Sie bei mir sehr unmittelbare Erfahrungen und Veränderungen erlebbar machen.
Robert Nabenhauer: Welches ist das häufigste Problem oder die drängendste Frage, die Menschen beschäftigt, mit denen Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeit ins Gespräch kommen?
Bernd Weber: Es ist die Angst, die Dinge beim Namen zu nennen, weil man weiß man könnte sie ändern wenn man sich ändert.
Robert Nabenhauer: Können Sie unseren Lesern einen Tipp, einen Ratschlag oder vielleicht sogar eine Weisheit mit auf den Weg geben?
Bernd Weber: Erkenne dich selbst.
Robert Nabenhauer: Nun kann auch das Marketing fast schon philosophisch und vor allem ideologisch betrieben werden. Sie haben sich mit dem von mir entwickelten PreSales Marketing beschäftigt. Welche Vorteile oder auch Nachteile sehen Sie in dieser Strategie?
Bernd Weber: Die Informationstechnologien sind ein spannendes Thema. Ihre Methode hat in diesem Prozess einen besonderen Platz, weil sie einigen zwingenden Bedürfnissen unserer Zeit entgegenkommt. Das ist zum einen die Zeit an sich und zum anderen das Geld. Kundenaquise ist der heute mit Abstand zeitaufwendigste und kostenintensivste Faktor in den meisten Unternehmen. Der Vorteil ihrer Methode besteht vor allem darin, dass Sie Unternehmen massiv unterstützen, genau diese Nachteile zu kompensieren.
Der Nachteil ist im Beitrag zur weiteren Anonymisierung unserer Gesellschaft zu sehen und das dieser Prozess zu der von uns gefühlten Zeitbeschleunigung massiv beiträgt.
Robert Nabenhauer: Würden Sie als Unternehmer das PreSales Marketing weiterempfehlen?
Bernd Weber: Aus betriebswirtschaftlichen Erwägungen unbedingt. Aus ethischen Überlegungen bin ich im Zweifel.
Robert Nabenhauer: Ich danke Ihnen für dieses Gespräch, Herr Weber.
Anmerkung:
Liebe Leser,
Herr Weber hatte mir gegenüber, wegen des Intervies, ethische Zweifel geäußert. Ich habe dann nochmal bei Herrn Weber nachgefragt.
Hier die Antwort von Herrn Weber:
Die Tücke der Sprache liegt in der Möglichkeit sie zu missdeuten. Eine rhetorische Erkenntnis sagt, dass der Adressat die Bedeutung bestimmt.
Bei dem von mir angesprochenen ethischen Zweifel geht es nicht um „Ihr Baby PSM“ als vielmehr um die Tatsache, dass zunehmend mehr Menschen über die virtuelle Welt miteinander kommunizieren und in gleichem Maße die zwischenmenschlichen Beziehungen leiden. Betrachten Sie sich nur mal die zum Teil schon Suchtcharakter entwickelnde Beschäftigung junger Menschen mit Sozialmedia.
Auch in unserer Geschäftswelt ist es fast nicht mehr möglich Feierabend zu machen. Wir sind zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar und der Begriff der Mobilität, wie sie heute von jedem Mitarbeiter gefordert wird, lässt in erschreckendem Ausmaß immer weniger Zeit für „Privates“.
Ihre Idee ist also wirklich gut zum Geld verdienen, allerdings ist es eben wichtig, sich nicht darin zu verlieren.
Herzliche Grüße
B. Weber