Mehr Traffic und Aufmerksamkeit – Wie man lange und gehaltvolle Artikel schreibt

von Robert Nabenhauer
Mehr Traffic und Aufmerksamkeit – Wie man lange und gehaltvolle Artikel schreibt
In diesem Artikel geht es zunächst darum, warum es vorteilhaft ist im Internet ausführliche Texte zu veröffentlichen statt kurzer Statements. Es folgt eine Beschreibung von Vorgehensweisen und Methoden, wie man dahin kommt, einen sowohl langen als auch gehaltvollen Text zu schreiben. Wer also im Netz als kompetent wahrgenommen werden will, erfährt hier Möglichkeiten, sich entsprechend zu präsentieren. Ausführliche Beiträge eignen sich sowohl für Blogs als auch für andere Arten von Internetseiten, wenn der Autor demonstrieren will, dass er Mehrwert bieten kann. Ich beschreibe u.a. meinen eigenen Weg, wie ich es erst extrem anstrengend fand, längere Texte zu schreiben, und wie ich heute vorgehe, um in relativ kurzer Zeit mehrere Seiten zu füllen. Als ich 2008 begann zu bloggen, war die Philosophie vieler Blogger, zahlreiche kurze Artikel zu schreiben, um von Google gefunden zu werden. Ansatz: Je höher die Anzahl der Artikel, desto besser. Diese Strategie hat nicht lange getragen. Google hat gemerkt, dass die Leser nicht mit Schlagworten allein bei der Stange zu halten sind. Die Leser suchen Informationen und Mehrwert. Das ist mit sehr kurzen Artikeln nicht immer zu machen. Bei sehr vielen Themen – nicht bei allen – braucht es eine gewisse Länge des Textes, um ausreichend in die Tiefe zu gehen und einen Mehrwert zu bieten. Manchmal schafft es ein Blogger, viele relevante Informationen in einer kompakten Tabelle oder Grafik aufzubereiten. Das ist kurz und knackig und kann sehr relevant für die Zielgruppe sein. So etwas würde ich allerdings weniger als Blogpost verwenden, eher als kurzen Flash auf Facebook oder Twitter. (Ich tue das selbst gelegentlich.) Also begann Google, den längeren Artikeln mehr Zuwendung zu geben. Jetzt wissen wir, warum wir in die Tiefe UND in die Breite gehen sollten mit unseren Beiträgen. Aber WIE sollen wir das anstellen? Werbung Als ich 2012 wieder tiefer ins Bloggen einstieg, war mein Ansatz, insbesondere auf meiner Vertriebscontroller-Seite, eher wenige, aber dafür gehaltvolle Artikel zu veröffentlichen. Obwohl Vertriebscontrolling eigentlich überhaupt niemanden interessiert, bis auf eine winzige Anzahl Menschen, hat dieser Blog in seiner mikroskopisch kleinen Nische in 2015 ca. 2.000 Besucher pro Monat. Die Strategie scheint also etwas zu bringen. Ich fand es aber unsäglich anstrengend und qualvoll, längere Artikel zu verfassen. Immer wieder saß ich stöhnend vor der leeren Seite. Wenn ich 150 Wörter hervorgepresst hatte, stand ich auf und verprügelte mein Sofa. Im Alltag bin ich (außerhalb meiner Arbeit, wo ich sehr viel rede) bestenfalls einsilbig und ziehe es vor, mich mit einfachen Grunzlauten zu verständigen. Und dann 800 Wörter oder mehr schreiben? Undenkbar! Wie habe ich es also geschafft, in der Zwischenzeit mit relativ wenig Mühe längere Posts zu verfassen? Ich habe eine Reihe von Methoden gefunden bzw. manche beigebracht bekommen, die mir helfen, erst ein Gerüst zu bauen und dieses dann immer mehr mit Substanz zu füllen. Methode 1: Lose Stichworte und Statements Diese Methode wurde mir beigebracht von Holger Schmidt von holger-schmidt-integration.com, als mein Kiefer sich gerade mal wieder aus Frustration in der Schreibtischplatte vergraben hatte. Er sagte sinngemäß: So tat ich und war glücklich, 2 Stunden später einen soliden, brauchbaren Text vor mir zu haben, damals noch kurz und knackig, aber verwendbar. Ich begann damit, wirklich lose alles hinzurotzen, was ich sagen wollte, ohne Zensur und ohne Struktur. Die Struktur brachte ich dann später hinein. Manche Statements flogen natürlich wieder raus. Der Vorteil dieser Technik besteht darin, dass sie die innere Anspannung komplett herausnimmt, weil ich mir beim Schreiben erstmal keine Gedanken darüber machen muss, ob die Ideen relevant sind, in welche Reihenfolge sie gehören, welche übergeordnet oder untergeordnet sind, usw. Als Michelangelo gefragt wurde, wie er die David-Statue hergestellt hätte, sagte er „Ich habe einen Marmorblock genommen und alles weggemeißelt, das nicht nach David aussah.“ Das Kunstwerk beginnt also mit dem Marmorblock, mit dem Rohmaterial. Mit der losen Sammlung erhalte ich eben dieses Rohmaterial. Produktion und Veredelung erfolgen dann mit dem Rohmaterial, durch Aussortieren, Bearbeiten, Verschmelzen und Anordnen. Methode 2: MindMaps Um Gedanken zu ordnen und zu strukturieren, sind MindMaps ein bewährtes traditionelles Werkzeug. Seit 2012 nutze ich MindMaps für die Vorbereitung von Blog-Artikeln. In der MindMap kann ich vor allem deutlich machen, welches übergeordnete Gedanken sind und welche untergeordnet sind. Ich bringe meine Ideen in eine sinnvolle Struktur. Zudem kommen mir beim Erstellen und Betrachten der MindMap weitere Ideen, Ansätze und Perspektiven in den Sinn. Ich male meine MindMaps morgens in der S-Bahn auf Papier oder verwende die Freeware FreeMind. So lange meine MindMap nicht mindestens drei Ebenen hat, taugt sie für mich nicht als Grundlage für einen gehaltvollen Artikel. Das heißt, ich brauche neben dem Thema mindestens zwei Hauptkategorien und darunter je eine Unterkategorie, darunter jeweils mindestens eine Ebene. Andernfalls wird der Artikel nicht substanzhaltig, tief und ausführlich genug. Methode 3: Inhalt begrenzen und klar definieren Moment, der Artikel soll doch LANG werden? Warum dann den Inhalt begrenzen? Je klarer das Gerüst für den Artikel, desto besser kann ich es füllen. Wenn ich das Thema unpräzise formuliere, komme ich vom Hundertsten ins Tausendste. Ich habe lauter Ideen, die vielleicht gar nicht passen. Die Überleitungen zwischen den Gedankengängen werden extrem gedehnte Brücken, über die niemand mehr gehen will und auf denen der Leser sich verläuft. Wenn das Thema zu groß ist, stehe ich hilflos vor einem riesigen Berg, weiß nicht, wo ich anfangen und aufhören soll. Also entscheide ich vor dem Schreiben – und manchmal während des Schreibens – auf welche Aspekte des Themas ich mich konzentriere. Für diesen Artikel habe ich entschieden, zuerst eine kurze Argumentation auszuführen, warum lange Artikel von Vorteil sind. Ab da geht es um die Methoden, wie ich einen Artikel lang und substanzhaltig bekomme. Keine Einlassungen zu Themenwahl, Stil, Zielgruppenorientierung, graphische Aufbereitung, Einfluss-Brokering, all die anderen Themen, die beim Bloggen wichtig sind. Die Begrenzung auf einen Aspekt macht es für mich deutlich leichter, ausführlich genug zu sein. Eine gute Methode, den Inhalt zu begrenzen, ist die nächste. Methode 4: Sammlung von Überschriften mit Struktur Die meisten meiner Artikel seit 2013 beginne ich mit einem Set von Überschriften, die ich aus meiner losen Statement-Sammlung oder aus meiner MindMap herausgearbeitet habe. So auch bei diesem Artikel. Ich entscheide, welches die „großen“ Überschriften sind (in html: h2) und welches die Überschriften für die Abschnitte sind (h3). Die Überschriften geben die Struktur bereits vor und grenzen den Inhalt des Posts klar ein. Von dort aus kann ich mich sinnvoll entfalten. Methode 5: Zeit lassen Stanley Kubrick gilt als einer der größten Filmemacher aller Zeiten. Seine vielschichtigen, auf mehreren Ebenen codierten Werke, insbesondere ab 1980, werden von zahlreichen Filmexperten analysiert, und noch beim hundertsten Anschauen entdeckt man weitere, relevante Details. (Wer mehr dazu wissen will, sollte auf youtube mal den Filmexperten Rob Ager suchen.) Abgesehen von einem IQ von ca. 200, welcher Faktor war entscheidend für die außerordentliche Qualität von Kubricks Filmen? Hatte er eine geheime Technik? Vielleicht. Vor allem aber ließ er sich Zeit. Die Produktion von Full Metal Jacket brauchte ca. 7 Jahre, das abschließende Meisterwerk Eyes Wide Shut 12 Jahre. In so langer Zeit konnte er alle Ebenen und Aspekte seiner Filmwerke planen und organisieren. Wenn ich einen guten Artikel haben will, schreibe ich ihn und lasse ihn ein paar Tage liegen. Ein Top-Artikel ist in weniger als 8 bis 10 Stunden Arbeitszeit kaum zu machen, am besten verteilt auf mehrere Tage, um die Inhalte reifen zu lassen. Heute ist der zweite Tag, den ich an diesem Post arbeite. Gestern habe ich zu meiner Überraschung 1.300 Wörter geschrieben und überarbeite nun die erste Version. Ich werde mir den Artikel dann immer wieder vornehmen, Inhalte streichen, hinzufügen, kürzen, verlängern, usw. In den nächsten Tagen erfolgt eine weitere Überarbeitung nach Anregungen von Peer. Methode 6: Vorbilder studieren Anfang 2013 entdeckte ich den Blogger Jon Morrow, einen außergewöhnlichen Autor mit außergewöhnlicher Lebensgeschichte. Ich suchte nach „bessere Blog-Artikel schreiben“ auf Deutsch und Englisch. Atemlos las ich drei Artikel von Jon Morrow. Gefühlt habe ich in 30 Minuten nicht ein einziges Mal Luft geholt, sondern nur mit offenem Mund gelesen. In einer halben Stunde veränderten seine Ideen mein gesamtes Schreiben grundlegend. Sein Kollege Glen Long vom Blog boostblogtraffic.com verfasst immer wieder großartige, tiefgehende Posts und coacht andere Blogger darin, dies auch zu tun. Mein erster langer, gehaltvoller Post ist im Prinzip von Glen Long geklaut. Danach wendete ich sein Muster mehrfach an, um meine eigenen langen Beiträge zu verfassen. In der Folge wurde ich von mehreren anderen Blog-Betreibern gebeten, für sie zu schreiben. Insbesondere Glen Long hat mir den Weg zu wirklich ausführlichen Beiträgen gezeigt. Von ihm habe ich die Idee, mit einer Sammlung von Überschriften zu arbeiten. Glen hat mir vor ein paar Wochen mit einer süffisanten Bemerkung (er ist Brite und entsprechend unterkühlt) verdeutlicht, dass zum Bloggen auch gehört, SEHR genau über die Zielgruppe nachzudenken. Den Betreiber dieses Blogs, Peer Wandiger, habe ich über die Jahre auch immer wieder beobachtet und lese mit großem Respekt seine wertvollen Beiträge, immer mit dem Hintergedanken, was kann ich daraus lernen? Sowohl inhaltlich wie auch als Autor und Selbstmarketer? Lange Artikel bringen dauerhafte Aufmerksamkeit, wenn sie gute Inhalte transportieren, welche von den Lesern für relevant erachtet werden. Durch loses, unzensiertes Sammeln von Ideen gewinne ich Rohmaterial, das ich dann mit Hilfe von MindMaps und Überschriften-Sammlungen organisieren und strukturieren kann. Qualität braucht Zeit. Abkürzungen funktionieren nicht. Pausen und Warten helfen oft. Von Vorbildern kann ich lernen. In diesem Sinne: Viel Erfolg! Alexander Meneikis, Jahrgang 1969. Nicht verheiratet, aber solide domestiziert. Freiberuflicher Controller und Dozent für Rechnungswesen. Außerdem Moderator der Seite www.alternative-lebensweisen.de. Du hast Interesse einen Gastartikel hier auf „Selbständig im Netz“ zu veröffentlichen? Die Anforderungen an Gastartikel und ein Kontaktformular findest du auf der Gastautoren-Seite. Selbständig im Internet. Tipps und Tricks für die Selbständigkeit und zum Geld verdienen im Internet. „Schreib einfach lose alle Statements auf, die Dir zum Thema einfallen. In Reihenfolge bringen, umformulieren, veredeln kannst Du später.“ Wie sieht es eigentlich aus, wenn man einen Podcast erstellt? Da besteht die Seite ja nicht aus allzuviel Text. Vielleicht eine Headline, ein kleiner Einführungstext und dann startet die Audio. Läuft bei Google dann nicht so gut auf wie ein Text. Oder wird das anders bewertet von Google? Aktuelle Bestseller in den Kategorien: Desktop-PCs Computer-Monitore Notebooks Netbooks interne Festplatten interne SSDs Laserdrucker Digitale Spiegelreflexkameras Smartphones Powerbank Urheberrecht © 2015 · eleven40 Pro Theme am Genesis Framework · WordPress · Anmelden…
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