Interview mit Felix Beilharz, von Beilharz Online-Marketing

von Robert Nabenhauer

Robert Nabenhauer:Felix Beilharz

Hallo Herr Beilharz, stellen Sie sich doch kurz einmal vor: In welchem Bereich arbeiten Sie und was hebt Sie von der Konkurrenz ab?

Felix Beilharz:

Gern. Ich bin selbständig im Bereich Online-Marketing und Social Media Marketing tätig. Das heißt, ich berate Unternehmen bezüglich ihrer Online-Marketing-Maßnahmen und führte Seminare zu diesen Themen durch. Es finden regelmäßig offene Seminare in Köln statt, Unternehmen können mich aber auch für Inhouse-Veranstaltungen buchen. Darüber hinaus trete ich auf Konferenzen und Veranstaltungen als Speaker auf, schreibe gelegentlich mal ein Buch, und betreibe eine ganze Reihe eigener Internetseiten und –portale.

Im Bereich der Seminare heben mich vor allem zwei Dinge von der Konkurrenz ab: erstens habe ich relativ viel Erfahrung, ich bin seit 2001 im Online-Marketing aktiv. Nicht nur durch Kundenberatung, sondern vor allem auch durch die vielen eigenen Projekte kann ich recht gut einschätzen, welche Maßnahmen zu welchen Ergebnissen führen und welche erfahrungsgemäß nicht funktionieren.

Erfahrung haben aber zugegeben viele Trainer. Ohne wird es ja auch schwierig. Ich habe darüber hinaus aber auch drei Trainerausbildungen absolviert, um mir das didaktische Handwerkszeug anzueignen. Damit kann ich das Wissen anschaulich und nachhaltig rüberbringen, was das Lernen nicht nur interessanter, sondern auch wirksamer macht.

 

Robert Nabenhauer:

Ohne Online-Marketing geht nichts mehr, so sehen es die meisten Unternehmen. Welche Argumente haben Sie für Unternehmen parat, die bislang den Sprung in das Online-Marketing scheuen?

Felix Beilharz:

Da fallen mir zuallererst die typischen Argumente ein: Online-Marketing ist von der Kostenseite her sehr effizient. Mit relativ geringen Budgets lassen sich schon sehr gute Ergebnisse erzielen. Denn auch auf der anderen Seite, der Ergebnisseite, hat Online-Marketing den anderen Kanälen einiges voraus. Von „normaler“ Werbung sind wir alle völlig überlastet, da nehmen wir Botschaften kaum noch wahr. Im Internet gibt es jedoch nach wie vor zahlreiche Wege, sich von der Masse abzuheben. Gerade der Bereich Social Media Marketing ist dafür prädestiniert.

Und schließlich ist Online-Marketing nicht nur effektiv und kostengünstig, sondern vor allem auch sehr gut messbar. Im Marketing muss man generell mit großen Messungenauigkeiten leben – welche Ergebnisse eine Anzeige wirklich erzielt, lässt sich oft nur schwer betiteln. Im Internet hat man deutlich bessere Auswertungsmöglichkeiten zur Hand: Klickzahlen, Klickpreise, Besucherverhalten, Statistiken, Conversions, all das lässt sich mit kostenlosen Tools sehr gut nachhalten, vergleichen und optimieren. Natürlich gibt es immer noch Lücken, aber insgesamt sind die Messmöglichkeiten gerade für kleinere Unternehmen mit geringem Budget hervorragend!

Robert Nabenhauer:

Auf welche Bereiche im Online-Marketing konzentrieren Sie sich bei Ihren Workshops?

Felix Beilharz:

Der Schwerpunkt liegt meist auf vier Bereichen: Website- und Usability-Optimierung, Suchmaschinenoptimierung, Suchmaschinenwerbung und Social Media Marketing. Das sind die Bereiche, die von den Unternehmen am meisten nachgefragt werden und wo Unternehmen relativ schnell Ergebnisse erzielen können.

In den Seminaren werden auch die Themen E-Mail-Marketing, Online-Werbung und Web-Controlling behandelt. Hierbei kann man natürlich bei einem 2-Tages-Workshop nicht so sehr ins Detail gehen. Die Teilnehmer nehmen da ein Verständnis mit, wie die Instrumente funktionieren, worauf sie beim Steuern einer Agentur achten müssen und welche Möglichkeiten der Auswertung es gibt.

 

Robert Nabenhauer:

Der erste Platz bei Google steht für viele Unternehmer ganz oben auf der Wunschliste. Wie lässt sich das in möglichst wenigen Schritten erreichen?

Felix Beilharz:

Die Frage lässt sich leicht beantworten: indem man sich ein Keyword aussucht, für das kaum Konkurrenz herrscht. Der erste Platz ist ja nicht fix definiert, sondern jeder Suchbegriff hat einen eigenen Platz 1.

In dieser vielleicht etwas flapsigen Antwort steckt aber schon der erste Schritt: die Auswahl der richtigen Begriffe. Das Unternehmen muss Begriffe finden, die genau zu den angebotenen Leistung passen, oft genug gesucht werden, nicht zu hart umkämpft sind und möglichst zu Umsätzen führen. Da gilt es ganz genau abzuwägen, welche Begriffe für einen nähere Optimierung geeignet sind.

Nach wie vor spielt dann die Onpage-Optimierung eine wichtige Rolle. Damit Google die Seite entsprechend einstufen kann, muss der Begriff an den richtigen Stellen auftauchen. Hier gilt: erstellen Sie die Seite für den Nutzer, aber behalten Sie Google im Blick.

Vor einem halben Jahr hätte dann die weitere Antwort gelautet: besorgen Sie sich eine Menge guter Backlinks mit dem Suchbegriff als Ankertext. Auch da muss man mittlerweile vorsichtiger vorgehen. Zeigen zum Beispiel zu viele Links mit dem gleichen Ankertext auf eine Seite, wird Google früher oder später oder eine Abstrafung vornehmen. Google hat den Algorithmus dahingehend in der letzten Zeit einige Male angepasst.

Heute geht es eher darum, wirklich gute Links zu bekommen, also Links von hochwertigen Quellen. Die ganzen leicht zu bekommenden Links wie Webkataloge, Artikelverzeichnisse, Social Bookmarks etc. können heute mehr Schaden anrichten als sie nutzen. Dabei ist auch auf eine gute Mischung der Ankertexte zu achten: nicht immer nur das Keyword, sondern eine natürliche Mischung.

Und schließlich geht es heute auch darum, in den sozialen Netzwerken erwähnt zu werden. Diese „Social Signals“ bezieht Google ebenfalls ins Ranking mit ein. Wie genau und wie stark die Gewichtung hier ist, ist allerdings noch nicht bekannt.

Sie sehen schon, auf Platz 1 zu kommen ist nicht mehr so einfach, wie es vor 3-4 Jahren noch war. Es ist aber mit dem richtigen Know-how immer noch machbar. Dieses Know-how gebe ich den Teilnehmern meiner Seminare mit auf den Weg.

 

Robert Nabenhauer:

Die meisten Unternehmen finden Social Media spannend, die wenigsten stellen aber bislang höhere Budgets dafür auf. Wie überzeugen Sie Ihre Kunden, dem Thema Social Media mehr Raum zu widmen?

Felix Beilharz:

Da reicht oft schon eine Analyse der bisherigen Diskussionen über die Produkte und Marken aus. Viele Unternehmen sind ja der Meinung, über sie werde nicht diskutiert. Schaut man sich dann mal die Foren, Gruppen oder Social Networks näher an, stellt sich oft heraus, dass schon seit Jahren Diskussionen herrschen, offene oder falsch beantwortete Fragen online stehen oder Nutzer verzweifelt nach Hilfe suchen. Den Unternehmen wird dann schnell klar, dass hier ein großes Potenzial offen brach liegt. Meist starten sie dann erste „Testballons“ im Social Web. Wenn die Erfahrungen positiv ausfallen (was sie mit den richtigen Maßnahmen meist tun), sind sie auch eher bereit, höhere Budgets zu investieren. Studien zeigen immer wieder: der Erfolg von Social Media Marketing steigt mit wachsendem Engagement an. Ein bisschen rumprobieren wird also keine dauerhaften Ergebnisse bringen. Wenn man sich jedoch darauf einlässt und die Social Media als ernsthafte Marketingkanäle ansieht, lässt sich viel erreichen.

 

Robert Nabenhauer:

Auf Ihrer Webseite sprechen Sie von 50 eigenen Webseiten in 10 Jahren. Welche Themen haben Sie damit abgedeckt? Welche Webseiten waren die erfolgreichsten?

Felix Beilharz:

Ich habe eine Handvoll eigener Website, die sehr gut funktionieren. Ein paar habe ich im Laufe der Jahre auch verkauft. Nicht alle von den (eigentlich deutlich über) 50 Seiten sind natürlich lukrative Projekte. Viele dienen auch eher zum Pushen der Hauptseiten.

Eine erfolgreiche Seite ist zum Beispiel www.weltspartag.net. Diese wird immer gern als Referenz von Medien, großen Portalen oder sogar Bundesbehörden verlinkt. Auch hier zeigt sich: informative Inhalte und Zurückhaltung in Bezug auf Werbung funktionieren sehr gut.

Aktuell baue ich die Seite www.mailing-software.de aus. Hier informiere ich über das Thema E-Mail-Marketing und versuche, Unternehmen Tipps für die Anwendung sowie Hilfestellungen bei der Auswahl der richtigen Tools zu geben.

Die anderen Seiten bewegen sich in ganz vielen verschiedenen Bereichen: Sport, Börse, Haushalt etc. Da gehe ich jetzt aus, ich denke verständlichen Gründen nicht näher ins Detail J.

 

Robert Nabenhauer:

Angesichts der Übermacht von Facebook: Welche Rolle werden andere Plattformen in 10 Jahren im Online-Marketing spielen?

Felix Beilharz:

Das ist sehr schwer vorauszusagen. Wenn man sich MySpace oder StudiVZ anschaut, hätte zu den Hochzeiten der Plattformen keiner mit einem derart rapiden Verfall gerechnet. Umgekehrt haben Google+ und Pinterest eingeschlagen wie eine Bombe, ohne dass jemand etwas davon geahnt hätte. Insofern sind Prognosen über 10 Jahre sehr schwierig.

Ich glaube, Facebook hat durchaus das Potenzial, längerfristig Bestand zu haben, wenn sie auf der Suche nach Profitabilität keine zu großen Fehler machen (insbesondere eine Überfrachtung mit Werbung könnte sich negativ auswirken).

Google+ halte ich aber ebenfalls für interessant. Nicht nur deshalb, weil Google ein unglaubliches Potenzial an Kanälen und Diensten hat, die alle in Google+ integriert werden können. Sondern auch, weil das Thema bei Google ganz oben aufgehängt ist und intern sehr stark vorangetrieben wird. Der Nutzen von Google+ wird sich aber erst erschließen, wenn andere Dienste wie YouTube, Google-Suche, Chrome, Google Mail, Places, Checkout etc. stärker in Google+ integriert werden. Dann könnte Google+ wirklich zum „One-Stop-Shop“ werden und zahlreiche andere Plattformen und Anbieter überflüssig machen. Videotelefonie, Einkaufen, Filme anschauen, Kommunikationsverkehr, Officeanwendungen, Networking, alles über eine zentrale Plattform. Google hat dazu das Potenzial, Facebook in meinen Augen (noch) nicht.

 

Robert Nabenhauer:

Auszeichnungen, Zertifizierungen und Preise verleihen Internetnutzern die Möglichkeit, sich von der anonymen Masse abzuheben – schließlich können Sie Qualifikationen vorweisen. Wie sehen Ihre praktischen Erfahrungen mit dem DIM-Zertifikat für Online-Marketing Manager aus?

Felix Beilharz:

Der Lehrgang ist ganz neu und erst vor wenigen Wochen gestartet. Insofern kann ich da noch keine Erfahrungswerte nennen. Generell haben wir aber mit derartigen Zertifizierungen gute Erfahrungen gemacht. Wenn die dahinterstehende Marke etabliert ist und einen guten Ruf hat, hat auch das Zertifikat eine entsprechende Wirkung. Beim Deutschen Institut für Marketing ist das zweifellos der Fall, weshalb ich ja auch sehr gerne an dem Lehrgang mitwirke.

Das DIM bietet auch einen Fernlehrgang zum zert. Marketing-Referenten an. Hier liegen schon mehr Erfahrungswerte vor, da der Kurs bereits seit längerem erhältlich ist. Die Teilnehmer berichten von sehr positiven Auswirkungen, sowohl was den Lernerfolg angeht als auch die Wirkung in Bewerbungsgesprächen etc.

Generell ist es wie immer bei der berufsbegleitenden Weiterbildung: man zeigt damit, dass man einige dutzend Stunden oder auch 10 oder mehr Präsenztage „geopfert“ hat, um sein Know-how auf den neuesten Stand zu bringen und neue Fähigkeiten zu erwerben. Wer dazu heute nicht bereit ist, wird es künftig am Arbeitsmarkt schwer haben. „Lebenslanges Lernen“ ist eindeutig mehr als eine (überstrapazierte) Floskel, sondern längst notwendige Realität geworden. Wir werden dahin kommen, dass solche Zertifikate und Ausbildungen kein „Abhebungsmerkmal“ mehr darstellen, sondern unabdingbare Voraussetzung werden, um überhaupt ein bestimmtes Karrierelevel zu erreichen.

 

Robert Nabenhauer:

Zum Schluss noch eine Bitte: Verraten Sie 3 schnell umsetzbare Tricks für mehr Wirksamkeit im Online-Marketing.

Felix Beilharz:

 

Unternehmen sollten Mut haben und Offenheit zeigen. Ich hatte neulich ein Beratungsgespräch, wo mir der Kunde erzählte, dass sie keine Newsletter einsetzen, um nicht eventuellen Konkurrenten Einblicke ins Unternehmen zu geben.

Mit dieser Einstellung wird es insbesondere im Social Web schwer. Stattdessen sollte man sich mal Positivbeispiele anschauen. Unternehmen geben heute wahnsinnig viel Wissen kostenlos und öffentlich preis und erhalten im Gegenzug eine Menge Aufmerksamkeit, neue Ideen von Kundenseite und Anerkennung in den Medien. Dazu gehört aber eine gewisse Mut und eine offene Kommunikationskultur. Natürlich wird niemand irgendwelche essentiellen Geschäftsgeheimnisse verraten, aber das völlige Abschotten funktioniert heute nur noch selten. Als gutes Beispiel kann zum Beispiel der bekannte Frostablog (www.frostablog.de) gelten. Hier werden Hintergründe zu den Produkten bis hin zu Einblicken in den Fertigungsprozess gezeigt, ohne dass deswegen Interna nach außen gelangt wären.

Unternehmen sollten heute auch Gesicht zeigen. Im Social Web will der Kunde in der Regel eine echte Person als Ansprechpartner, statt einer anonymen Marke. Bauen Sie deshalb einen Sprecher als Marke auf. Im B2B-Sektor wird das zum Beispiel sehr gut von Charles Schmidt, dem Corporate Social Media Officer, der mit seinem Namen und seinem Gesicht in allen Social Media vertreten ist. Aber auch in anderen Bereichen lohnt sich dieses Vorgehen. In Blogs sollten die Autoren unbedingt vorgestellt werden. Die US-Firma Indium (www.blogs.indium.com) stellt z.B. jeden Autoren mit Foto, Lebenslauf und Kontaktdaten vor. Der Nutzen der Offenheit überwiegt gegenüber der Angst vor Abwerbung.

Diese ersten beiden Dinge sind eher strategischer und unternehmensphilosophischer Natur. Das Unternehmen muss sich darauf einlassen und diese Denkweise in der Firmenpolitik verankern.

Schnell umsetzbar ist dagegen der folgende Hinweis: lernen Sie von anderen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenige Unternehmen andere Unternehmen und deren Marketingmaßnahmen analysieren. Im Internet geht das dabei doch so einfach:

–      Welche Kampagnen haben in anderen Branchen oder anderen Ländern gut funktioniert? Was können wir davon übernehmen?

–      Woher bekommen unsere Wettbewerber ihre Backlinks? Welche davon können wir auch anzapfen?

–      Welche Links unserer Wettbewerber bei Twitter werden angeklickt und welche Themen funktionieren eher nicht? Können wir daraus etwas lernen? Bei bit.ly und goo.gl-Links können die Klicks durch ein Pluszeichen hinter dem Link analysiert werden.

–      Für welche Keywords schalten unsere Konkurrenten AdWords-Anzeigen? Haben wir vielleicht Begriffe noch gar nicht bedacht?

–      Wie entwickeln sich die Fan-Zahlen und Interaktionsraten der Wettbewerber? Gibt es Aktionen oder Posts, die besonders gut funktioniert haben?

Und so weiter. Dank den diversen zumeist sogar kostenfreien Tools gibt es heute eine Vielzahl an Möglichkeiten, von Wettbewerbern zu lernen, Fehler zu vermeiden und immer besser zu werden. Sie müssen nur genutzt werden…

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