Welche Branchen nutzen das Web 2.0?

von Robert Nabenhauer

Zwei Studien und die Frage: Welche Branche investiert am meisten in Social Media?

Es gibt Überraschendes zu vermelden. Denn die Ergebnisse zweier unabhängiger Studien in Bezug auf Branchen und deren Social Media-Aktivitäten liefert Erkenntnisse, die so nicht zu erwarten waren.

Vorab: Was denken Sie ist die Branche, die am aktivsten im Web 2.0 unterwegs ist? Oder welche Marke im Speziellen? Da es bei Social Media-Kampagnen ja im Wesentlichen um Vertrauensaufbau und Kommunikation geht, könnte man meinen, die Unternehmen, die mit fehlendem Dialog und fehlendem Vertrauen Probleme haben, würden auch am meisten in das Web 2.0 und ihr Image investieren. Weit gefehlt.

Das Empfehlungs- und Bewertungsportal „Benchmark“ ist kürzlich der grundsätzlichen Frage nachgegangen, welche Branchen ganz allgemein eigentlich die modernen Kommunikationskanäle am intensivsten nutzen. Um diese Thematik zu klären, wurden 8.200 Teilnehmer und 4.500 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Mal abgesehen davon, dass Wirtschaftsverbände zusammen mit Messe- und Kongressveranstaltern am schlechtesten abgeschnitten haben (gefolgt von Personalberatungen), ist eine weitere Aussage der Studie sehr interessant: Unternehmen die Online-Marketing-Leistungen anbieten, sich also als Profis der Thematik verkaufen, sind selbst nur wenig aktiv vertreten. Gerade im Vergleich zu E-Commerce- und Software-Anbietern. Dabei drängt sich natürlich die Frage auf, woran das liegt. Glauben sie selbst nicht an den Erfolg, an die Kraft und Macht von Social Media? Oder sehen sie den Wald vor lauter Bäumen nicht?

Etwas genauer ins Detail geht die empirische Studie der Universität Oldenburg mit dem Namen „Wie nutzen Deutschlands größte Marken Social Media?“. Dabei heraus kam, dass 60 Prozent der 100 größten deutschen Marken bereits in mindestens einem Kommunikationskanal aktiv sind, aber nur fünf Prozent dabei eine umfassende, ausgeklügelte Social Media-Strategie erkennen lassen.

Das heißt, lediglich fünf von 100 Unternehmen nutzen die volle Bandbreite ihrer Möglichkeiten und sind zugleich bei Facebook, Twitter, YouTube und verschiedenen Blogs aktiv. In der Beliebtheit liegt dabei das fröhliche Gezwitscher von Twitter (39 Prozent) ganz vorn. Knapp dahinter folgen YouTube (37 Prozent) und Facebook (28 Prozent).

Die Branche, die am meisten, breitesten und effektivsten vertreten ist, ist nicht wie anfänglich gemutmaßt der Versicherungs- oder Kreditinstitutszweig, sondern die Telekommunikation mit 92 Prozent. Dicht dahinter folgen Unterhaltungselektronikhersteller (80 Prozent) und Unternehmen aus der Print-, Medien-, Film- und Musikindustrie (75 Prozent). Erst dann kommen Autohersteller und Versicherungsunternehmen (beide 67 Prozent), Einzelhändler (50 Prozent) und Hersteller von Nahrungs- und Genussmitteln (43 Prozent). Klare Schlusslichter sind die Finanzdienstleister (40 Prozent) und die Chemieindustrie (18 Prozent).

Je aktiver Social Media betrieben wird, desto stärker fällt auch die Resonanz der User aus. Daher ist die letzte Erkenntnis dieser Studie auch wenig überraschend: fünf Prozent der aktivsten Marken produzieren allein 54 Prozent aller Videos, Tweets, Artikel oder Nachrichten.

Daraus folgt: Unternehmen wie „Hornbach“, „Der Spiegel“ oder „Vodafone“ haben die Zeichen der Zeit erkannt und nutzen die volle Bandbreite der neuen Möglichkeiten, während alle anderen noch schlafen oder falsch beraten wurden. Und der Erfolg gibt ihnen Recht.

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